Wie Trump mit einem Telefonat die US-Chinapolitik gefährdet, MiJ, 3.12.2016

Peking spielt Trumps Telefonat mit der Präsidentin Taiwans nach außen herunter, aber in Wirklichkeit ist man schockiert.  So etwas hat es seit Jahrzehnten nicht gegeben, einen direkten Kontakt zwischen Taiwan und einem amerikanischen Spitzenvertreter. Das widerspricht total dem diplomatischen Kompromiss der gefunden wurde, wie die Beziehungen zwischen China und Amerika normalisiert wurden, wonach die USA anerkennen, es gibt nur ein China und die Volksrepublik vertritt dieses eine China.

Dieses Telefonat zeigt Peking, dass die amerikanische Chinapolitik unberechenbarer wird unter Donald Trump. Trump hat im Wahlkampf ja mit einem Handelskrieg gegen China gedroht, durch höhere Zölle, wenn er jetzt auch die Haltung zu Taiwan ändert, könnte das zu einer echten Krise führen.

Mit der neuen Präsidentin Taiwans Tsai Ingwen liegt Peking sowieso im Clinch, weil sie aus der Unabhängigkeitspartei kommt, die im Prinzip will, dass Taiwan sich formal lossagt von China. Sie ist ein rotes Tuch für Peking, der Druck auf Taiwan hat sich seit der Wahl von Frau Tsai im Frühjahr massiv erhöht. Und jetzt wird sie durch den gewählten Präsidenten der USA auch noch ermutigt, das kann Peking nur verstören.

Taiwan war immer schon ein riesiger Zankapfel zwischen Amerika und China war.  Bis heute hält sich die Volksrepublik das Recht vor militärisch vorzugehen gegen Taiwan, das als abtrünnige Provinz angesehen wird. Aber gleichzeitig steht der Inselstaat unter amerikanischem Schutz, eine chinesische Invasion könnte zum Krieg zwischen Amerika und China führen.

Der Konflikt wurde entschärft weil die USA grundsätzlich den Alleinvertretungsanspruch Chinas akzeptiert haben. Daher ist Taiwan nicht in der Uno vertreten, es gibt keine diplomatischen Beziehungen zu den USA.

Für Europäer ist diese Sensibilität der Taiwanfrage nicht leicht verständlich. Aber in Peking sagt man, wenn Taiwan anerkannt wird in der Welt, dann kommt vielleicht wieder die Frage hoch, ob nicht auch Tibet unabhängig sein müsste. Die Unabhängigkeitstendenzen in der von Moslems bewohnten westlichen Provinz Xinjiang könnten verstärkt werden.  China wird alles tun, um zu verhindern, dass Taiwan international eine größere Rolle spielt. Man hofft, dass Trumps überraschendes Telefonat nicht ein Comeback der Taiwanlobby in Washington signalisiert.