Von Argentinien bis Venezuela  :Wie Donald Trump Lateinamerika aufmischt

US-Kriegsdrohungen gegen linke und Unterstützung für rechte Regimes verschärfen die Polarisierung auf dem gesamten Kontinent

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von Raimund Löw

FALTER 50/2025, 09.12.2025

US-Präsident Donald Trump (rechts) bei einem Treffen mit dem argentinischen Präsidenten Javier MileiFoto: whitehouse.gov

Vor der gesamten Weltöffentlichkeit bereiten die USA einen militärischen Angriff auf Venezuela vor. Seit Monaten werden rund um die USS Gerald R. Ford, dem größten Flugzeugträger der Welt, ein Dutzend Kriegsschiffe mit mehr als zehntausend Soldaten zusammengezogen. Die Trump-Administration will Machthaber Nicolás Maduro stürzen, wenn nötig mit Waffengewalt. Sollte Präsident Donald Trump den Befehl zur Attacke gegen den souveränen lateinamerikanischen Staat Venezuela geben, wäre das der schwerwiegendste Verstoß Amerikas gegen das Völkerrecht seit dem Irakkrieg vor mehr als 20 Jahren.

Der Vorwand ist grotesk. Drogentransporte, die angeblich aus Venezuela in die USA kommen, seien eine Form des Krieges, auf die mit militärischer Gewalt reagiert wird, behauptet das Pentagon. Die US-Luftwaffe bombardiert angebliche Schmuggelboote. Bisher wurden acht Schiffe versenkt, mehr als 80 Seeleute sind getötet worden. Anfang September wurden zwei Überlebende, die sich am Wrack ihres sinkenden Bootes festhielten, durch einen zweiten Schlag umgebracht. Unbewaffnete und verletzte Gegner zu töten ist ein Kriegsverbrechen und verboten. So steht es in den Handbüchern der US-Streitkräfte. Der Fall verstört den Kongress und wird für Pentagonchef Pete Hegseth zum Problem.

Traditionell kommt es in Lateinamerika im Fall der Einmischung aus dem Norden rasch zu einem Reflex gegen die Yankees. In Brasilien hat die Unterstützung Trumps für den verurteilten Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro dem linken Amtsinhaber Luiz Inácio Lula da Silva tatsächlich ein Umfragehoch beschert. Aber in Argentinien, Bolivien und Ecuador waren nach dem Vorbild des US-Präsidenten agierende Politiker erfolgreich. Lateinamerika erlebt einen Aufschwung von Parteien, die sich mit der Ideologie Trumps identifizieren. Zusätzlich zur Ablehnung von Minderheiten, Feminismus und Ausländern kommt eine Verklärung der Militärdiktaturen der 1970er-Jahre.

In Chile, dem Land mit der größten Nähe zu Europa, rechnet sich für die Stichwahl am 14. Dezember ein Bewerber die besten Chancen aus, der aus seinen Sympathien für General Augusto Pinochet kein Hehl macht. Wenn der Diktator noch am Leben wäre, prahlt Präsidentschaftskandidat José Antonio Kast, würde er ihm seine Stimme geben.

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