Donald Trump im Nahen Osten, Falter Maily 15.5.2025

Donald Trump lässt einen nicht los. Seit der Milliardär im Weißen Haus sitzt, vergeht kaum ein Tag, an dem man in der Früh nicht aufwacht und sich wundert, was in Washington DC wieder passiert ist.

Alles scheint mit dem faschistoiden Egomanen, der Kabinettssitzungen als Ergebenheits-Rituale inszeniert, verbunden zu sein: ein Waffenstillstand in der Ukraine, die Verteidigung eines Vereinten Europas und sogar ein Ende des Gazakrieges. Dazu kommt der tägliche Wahnsinn um die Person selbst.

Allen Ernstes will sich Trump eine neue Air Force One vom Emirat Katar schenken lassen. Der Luxusflieger ist 400 Millionen Dollar wert. Die milde Gabe geht an Trump persönlich. Die Boeing 747 soll ihm auch gehören, wenn er einmal nicht mehr Präsident sein wird. Bestechung? Woher denn, eine solche Großzügigkeit kann man doch nicht ablehnen, meint er ganz ungeniert. Ob es bei dem Geschenk bleiben kann, ist unklar. Die Geheimdienste werden wohl auf eine echte Air Force One pochen.

Im Nahen Osten tritt Trump diese Woche sowohl als Oberhaupt seines Firmenimperiums als auch als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika auf. Von Hunderten Milliarden Dollar, die die Saudis in den USA investieren wollen, ist die Rede. Die Söhne Trumps haben im Vorfeld sichergestellt, dass das Firmenimperium mitschneidet. Eine derart offene Überschneidung von Weltpolitik und Geschäftsinteressen der Präsidentenfamilie hat es noch nie gegeben.

In Riad, der saudischen Hauptstadt, hat Trump Achmed al-Scharaa, den neuen Herrscher Syriens, getroffen. Damit ist der einst als Terrorist weltweit gesuchte Politiker in den Reigen der Staatslenker aufgenommen. Es könnte sogar ein Trump-Hotel in Damaskus gebaut werden. Noch vor einem halben Jahr wurde der Mann steckbrieflich gesucht.

Auf seinen Kopf haben die USA eine Prämie von 10 Millionen Dollar ausgesetzt. Die USA hatten ihn fünf Jahre in einem Gefangenenlager im Irak festgehalten. Mit einem Federstrich sind die schweren Beschuldigungen gelöscht. Trumps Umgang mit der neuen Führung in Damaskus zeugt von Kaltschnäuzigkeit aber gleichzeitig auch von sinnvollem Pragmatismus, das darf man nicht übersehen.

Beim Gastgeber, dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, kurz MBS, ist es nicht anders. 2018 ließ MBS Jamal Kashoggi, einen prominenten Kritiker, in Istanbul ermorden. Der Journalist wurde in das saudische Konsulat gelockt und erstochen. Die Leiche haben die saudischen Mörder in Säure aufgelöst und via Abfluss entsorgt. Der Skandal war riesig. Der Befehl zu dem Mord kam von Mohammed bin Salman persönlich. 

Die Realität ist einmal mehr kompliziert. Der grausame Kronprinz ist ein Modernisierer Saudi Arabiens. Er ist auch Geschäftspartner der Trump-Sohn Eric und Don Junior. In Dschidda soll ein Trump-Wolkenkratzer entstehen. Mit Kryptowährungen werden Geschäfte hochgezogen. Unter Trump nähern sich die USA der saudischen Verschränkung von persönlichen Interessen der Herrscher mit der Politik ihrer Staaten an.

Die Ignoranz der neuen US-Außenpolitik gegenüber Menschenrechten ist scheußlich. Der Pragmatismus der Geschäftemacherei hat dagegen auch positive Seiten. Ein offensiver Kriegskurs ist bei allen unberechenbarem Zickzack und allen martialischem Gehabe von der Trump Administration gegenwärtig nicht auszunehmen. Das ist beruhigend.

Die Ukraine haben die USA trotz des unsäglichen Umgangs mit Selenskij und der Übernahme russischer Propagandasprüche bisher nicht fallen gelassen. Mag sein, dass die Hartnäckigkeit der Europäer dafür mit ein Grund ist. Das Wirrwarr dieser Tage um amerikanisch-russisch-ukrainische Verhandlungen in Istanbul schockiert erfahrene Diplomaten.

Einen raschen Erfolg wird es nicht geben. Eine Atempause für die Ukraine ist nicht ausgeschlossen. Putin hätte die Chance, den Krieg einzufrieren, falls ihm daran gelegen ist, mit Trumps Hilfe aus der internationalen Isolation heraus zu finden. Wenn Trumps Egomanie die Chancen dazu vergrößert, dann wäre das eine gute Nachricht.

Unter Trump sind der Supermacht Amerika Allianzen, Verträgen und internationalen Organisationen egal, daran müssen sich Freund und Feind gewöhnen. Die Europäer und alle anderen Player in der Welt, denen globale Anliegen wichtig sind, müssen diese selbst verfolgen. Auch via eines Power Plays gegenüber den USA.

Das Schauspiel, das Donald Trump für sich in der Welt abspielen lässt, ist unappetitlich und endet oft genug im Leerlauf. Aber es lässt auch Spielräume für unerwartete Wendungen zu, mit denen Desaster dann doch vermieden werden, so ist zu hoffen.