Vor historischen Parlamentswahlen in Myanmar, ZiB 2, 2.11.2015

Historische Wahlen stehen am kommenden Sonntag in Myanmar bevor. Das Land, das früher Burma hiess, öffnet sich nach Jahrzehnten der Militärdiktatur langsam in Richtung Demokratie. Aber noch immer sitzen die Generäle an den Schalthebeln der Macht. Ihnen gegenüber steht eine Friedensnobelpreisträgerin: die beim Volk beliebte historische Oppositionsführerin Aung San Suu Kyu. Wahlkampf in Myanmar, dem  geheimnisvollsten  Land Südostasiens.  Es ist eine neue Erfahrung für die Bürger. Denn während Jahrzehnten haben die herrschenden  Militärs freie Wahlen verhindert. Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi stand 20 Jahre unter Hausarrest. Jetzt will sie an die Regierung. Die Friedensnobelpreisträgerin  ist die Hoffnung des Volkes. AUNG SAN SUU KYI, OPPOSITIONSFÜHRERIN Die Bedürfnisse  der Menschen sind mir nahe. Wir hassen niemand, für uns sind die Wünsche aller Bürger gleich  viel wert. Aber nach wie vor schlägt das Militär rücksichtslos zu, wenn es seine Stellung gefährdet sieht. Die Streitkräfte und Amtsinhaber Präsident Thein Sein wollen einen Machtwechsel verhindern. YAN MYO THEIN, KOLUMNIST Wenn diese Wahlen  frei und fair  dann könnte es  sehr bald zu einer zivilen Regierung kommen. Die  Öffnung  zur Außenwelt hat dem bitterarmen Land  einen  Entwicklungsschub gebracht. Moderne  Hochhäuser schießen  in die Höhe. Aber ganz große Geschäfte brauchen den Segen des Militärs. Die Geschäftsfrau MYA Sandar Min versorgt mit  Haushaltsgeräten Hotels.  Eine wachsende Branche, denn der Tourismus boomt. MYA SANDAR MIN , IKON Mart Die Wirtschaftsleute denken genauso wie alle Bürger. Sie hoffen auf eine neue Regierung, die dem Land eine  positive Veränderung bringt. Im Wahlkampf gibt sich sogar die militärnahe Regierungspartei plötzlich reformbereit. SHEIN MYINT, Parlamentskandidat Regierungspartei USDP Die Leute sind verwirrt.  Auch die jetzige Regierung hat doch viel verändert. Aber viele wollen, dass sofort alles anders wird. So angespannt ist die Lage,  dass viele Oppositionsanhänger einen Putsch befürchten, wenn Aung San Suu Kyi die Wahlen gewinnt. INSERT:  THAN THAN, OPPOSITIONSANHÄNGERIN Ich habe Angst, ich gebe es zu,  ich habe einfach Angst. In keinem anderen Land Asiens klammern sich die Militärs so beharrlich an die Macht, wie in Myanmar. Gelingt hier das Experiment demokratischer Wahlen im Schatten der Generäle, dann wäre das eine Weichenstellung, die weit über die Grenzen des Landes von Bedeutung ist. Die neue Zeit geht auch an der ehrwürdige Shwedagon Pagode  in der Hauptstadt Yangon  nicht vorbei. TUN AUNG NGWE, SHWEDAGON PAGODE Es kommen jetzt so viele Leute wegen der Wahlen her, sie beten, damit sie bei den Wahlen gewinnen, sie bitten  Buddha um Hilfe. Egal wie die Wahlen verlaufen am nächsten Sonntag: es wird kein einfacher Weg zur Demokratie  in Myanmar.