Was Washington DC so für Turbulenzen bevorstehen. Ein bisschen Science Fiction, gemischt mit Wirklichkeit.
Die TV-Networks lassen sich Dienstag abend lange Zeit mit der Verkündigung des Wahlsieges. Aber in den Morgenstunden des 9.November um 3 Uhr früh Ortszeit, es ist 10 Uhr früh in Mitteleuropa und 2 Uhr Nachmittag in Peking, wagt sich CBS vor. North Carolina geht an die Demokraten. Der Sender erklärt Hillary Clinton zur Präsidentin. Wenig später ziehen ABC, CNN und NBC nach. Die Demokratin hat nach den Berechnungen der Networks die Zahl von 27o Wahlmännern und Frauen erreicht.
Inzwischen laufen die Telefone zwischen dem Trump-Team in New York und Fox News heiß. Trump will Clintons knappen Sieg nicht anerkennen. Er spricht von Wahlbetrug in mehreren Bundesstaaten. Der konservative Sender weigert sich, sich der von allen anderen Sendern errechneten Berechnung anzuschließen.
Was folgt sind turbulente Wochen mit wachsenden Spannungen zwischen Trump, der von getürkten Wahlen spricht, und einer zunehmend ungeduldigen Öffentlichkeit. Es gibt Demonstrationen pro und contra Clinton, pro und contra Trump.
Einige Republikaner suchen nach Wegen das Höchstgericht anzurufen, wie im Jahr 2000 bei Bush versus Gore. Der Supreme Court hat nur mehr acht Mitglieder, weil die Republikaner die Nachbesetzung des verstorbenen Antonin Scalia blockiert haben. Es steht 4:4. Die Höchstrichter wären entscheidungsunfähig. Wenn es kein reguläres Wahlergebnis gibt, zieht nach der Verfassung der Speaker des Repräsentantenhauses Paul Ryan ins Weiße Haus ein. Ryan ist Trumps größter innerparteilicher Rivale. Dem Milliardär passt der Plan gar nicht.
Anfang Dezember schwenkt Fox News um und erkennt Clintons Wahlsieg ebenfalls an. Trump tobt, aber die republikanische Führung im Kongress ist erleichtert. Eine Staatskrise wurde vermieden. Um eine Spaltung der Partei zu verhindern kündigt der Speaker an, dass es wegen des Emailskandals vom ersten Tag der Amtseinführung Clintons an ein Amtsenthebungsverfahren gegen die neue Präsidentin geben wird.
Clinton tritt ihr Amt am 20. Jänner 2017 mit der schweren Hypothek eines drohenden Impeachments an. Barack Obama übersiedelt in das neue Haus seiner Familie in Washingtoner Bezirk Georgetown, sechs Straßen vom Korrespondentenbüro des ORF entfernt. Obama bleibt in der Hauptstadt. Ein ungewöhnlicher Zug für einen Ex-Präsidenten, der Anlass für zahlreiche Spekulationen ist. Will Obama, der sein Amt mit hohen Zustimmungswerten verlassen hat, weiter in der Politik mitmischen? Die Befürchtungen gibt es vor allem im Weißen Haus.
Hillary Clinton bietet Obama schließlich den offenen Sitz im Supreme Court an. Der Ex-Präsident nimmt an. Alle Seiten bereiten sich auf die größte Schlacht um die Nominierung eines Höchstrichters an, die es je gegeben hat.
Trump haben alle vergessen.