Myanmar im Aufbruch, ZiB 2, 2.2.2016

Eine neue Zeit bricht diesen Monat für Myanmar an. Das Armenhaus Südostasiens bewegt sich weg von der Militärdiktatur vergangener Jahrzehnte in Richtung Demokratie. Das neue Parlament, dessen Abgeordnete in der Mehrheit frei gewählt sind, nimmt diese Woche seine Arbeit auf. Im Zentrum steht die Persönlichkeit der Wahlsiegerin. Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, ist die Hoffnungsträgerin des Volkes in dem geheimnisvollsten Land Südostasiens.

In Myanmar haben die raschen Veränderungen selbst die ehrwürdige Shwedagon Pagode erreicht. Das buddhistische Land in Südostasien öffnet sich einer neuen Zeit.

Dass Myanmar so abgeschieden war von der Welt, wie sonst nur Nordkorea

Würde in der Wirtschaftsmetropole Yangon heute niemand vermuten.

Handys sind plötzlich erschwinglich und weitverbreitet. Vor allem die preiswerten Telefone aus China sind ein Renner.

INSERT: Chit Tun Naing, Handyverkäufer

Früher hat niemand bei uns Internet gehabt, jetzt gibt es für das Internet am   Handy jeden Monat neue Anbieter.

Das Symbol der neuen Zeit ist Aung San Suu Kyi, einst politische Gefangene, heute die populärste Politikerin des Landes.

INSERT: Hla Kyi, Zeitungsverkäufer, Yangon

Wenn sie am Titelblatt einer Zeitung ist, verkauft sich die zwanzig Mal besser als normal.

Wir fliegen in die Hauptstadt Naypyidaw. Eine menschenleere Geisterstadt, die die Militärs fern von den Zentren des Landes errichtet haben.

Im neuen Parlament verfügt die Partei Aung San Suu Kyis über die absolute Mehrheit.

Ihre Nationale Liga für Demokratie will einer Konfrontation mit den Militärs bewusst aus dem Wege gehen. Die Streitkräfte belegen ein Viertel der Abgeordnetensitze.

INSERT: Tin Htay Aung, Abgeordneter, Nationale Liga für Demokratie

Ja, wir sollten den Militärs verzeihen, was sie uns angetan haben. Wir wollen keine Konflikte, sondern nationale Versöhnung.

INSERT: Mai Win Htoo, Abgeordneter, Pa Laung Nation Party

Die Chance für Versöhnung ist da. In meiner Provinz herrscht immer noch Bürgerkrieg. Die Menschen erwarten, dass endlich Friede einzieht.

Zahlreiche politische Gefangene sind in Myanmar bereits freigelassen worden. Aber noch immer gibt es politisch motivierte Festnahmen auf Anweisung des Militärs.

In Myanmar gibt es jetzt zwei parallele Machtzentren. Das Militär behält die Kontrolle überwichtige Teile des Staatsappartes bei, lassen aber erstmals die Bildung einer vom Volk getragenen Regierung zu. Für Aung San Suu Kyi ist das ein schwieriger Balanceakt. Als Wahlsiegerin beansprucht sie die Führung des Landes für sich.

Aung San Suu Kyi unterstützt die Friedensverhandlungen der Militärs mit verschiedenen aufständischen Organisationen. Wichtige Rebellengruppen lehnen einen Waffenstillstand mit der Armee jedoch ab.

Der Bürgerkrieg hat mit der bitteren Armut zu tun, die in Jahrzehnten von Misswirtschaft und Diktatur immer schlimmer wurde.

Mönche, die um Reis betteln auf den Straßen, sind der Ersatz für das fehlende Sozialsystem des Staates.

Viele Kinder aus armen Familien kommen ins Kloster. Für die traditionelle schulische Erziehung springen Freiwillige einer NGO ein.

INSERT: Suna Moha, freiwillige Lehrerin

Die Kinder können kein richtiges Burmesisch. Sie kommen von der nationalen Minderheit der Shan, ich helfe ihnen weiter.

Die Jugend zu motivieren für eine bessere Zukunft, dafür wachsen die Chancen in einer Zeit des politischen Aufbruchs.