Massaker in Xinjiang, AJ, 21.10.2015

Die Provinz Xinjiang , die im Westen des Landes an Kirgistan und Tadschikistan grenzt, gehört zu den unruhigsten Regionen Chinas. Xinjiang war einmal mehrheitlich vom Turkvolk der Uiguren bewohnt. Mit der wirtschaftlichen Entwicklung kamen durch Einwanderung immer mehr Han-Chinesen ins Land. Der Zusammenstoß der Kulturen führte zu einer islamistischen Radikalisierung vieler Uiguren und terroristischen Anschlägen. Ein Massaker an chinesischen Arbeitern einer Kohlemine im vergangenen Monat ist von den chinesischen Medien bisher totgeschwiegen worden. Jetzt gibt es darüber erste Informationen.
Mehr als 50 chinesische Bergarbeiter, inklusive des Wachpersonals und der Polizisten sind Mitte September im Norden der chinesischen Unruheprovinz erstochen worden. Die Angreifer kamen in der Nacht, die meisten Opfer wurden im Schlaf überrascht.
Messeraschläge, die uigurischen Terroristen zugeschrieben werden, hat es in China in der Vergangenheit wiederholt gegeben. Das Massaker in der Sogan Kohlegrube mit mehr als 50 Toten dem von Peking weit entfernten Grenzgebiet zu Kirgistan und Kasachstan sprengt aber alle bisherigen Dimensionen. Der Rachefeldzug einer Verbrecherbande und Hass gegen Einwanderer, die ethnisch Hanchinesen sind, könnten die Hintergründe der Tat gewesen sein.
In den offiziellen chinesischen Medien ist von dem Drama nichts zu lesen. Die Informationen wurden erstmals vom amerikanischen Radiosender Radio Free Asia verbreitet. Jetzt bestätigt auch der Korrespondent der New York Times, der das Gebiet besucht hat, von der bisher erfolglosen Fahndung nach 17 Verdächtigen aus drei Familien, die hinter dem Mordanschlag stehen sollen. Bewohner erzählen, dass die verdächtigten Familienclans immer wieder mit den Behörden zusammengekracht sind, weil sie zu öffentlichen Umerziehungssitzungen gegen religiösen Extremismus gezwungen wurden.
Dem New York Times Journalisten berichten Bewohner, dass sich ein ganzer Treck mit Pferden und Maultieren am Tag nach dem Massaker in die Berge abgesetzt hat. Peking hat schwer bewaffnete Polizeieinheiten in die Region entsandt. Die Fahndung nach den Mördern läuft.
Informationen über das Massaker an den chinesischen Kohlearbeitern fehlen in den offiziellen Medien Chinas völlig. Das populäre Internetforum Tianya zitiert zumindest den Bericht von Radio Free Asia. Die Behörden fürchten offensichtlich, dass die jetzt schon angespannte Atmosphäre durch Berichte über das Blutbad im Kohlebergwerk im Norden von Xinjiang weiter angeheizt werden könnte.