Syrien nach den westlichen Raketenangriffen, 19.4.2018

Es hat ganz klar in den letzten Tagen um Syrien eine Beruhigung bei diesen militärischen Spannungen zwischen Russland und den Westmächten gegeben.
Die Rhetorik war ziemlich heftig, die Wirklichkeit glücklicherweise sehr anders. Trump hat den Russen ja auf Twitter angekündigt, das jetzt ganz tolle amerikanische Raketen auf sie zukommen werden. Und in Russland hat man gesagt, dann werden eben auch die amerikanischen Kriegsschiffe bombardiert, von denen diese Geschoße angefeuert werden.
Das ist alles nicht passiert. Die drei Ziele, die bombardiert wurden, sind so ausgesucht worden, dass dort keine russischen Militärs waren. Die amerikanischen Militärs, genauso wie die Briten und die Franzosen haben den Russen vorher genau gesagt, wo die Marschflugkörper fliegen werden.
Noch etwas ist erstaunlich: Aber es gibt keine Berichte über Opfer. Obwohl viel mehr Marschflugkörper abgeschossen worden, 105 waren es genau.
Das muss nicht stimmen, in Kriegen wird immer gelogen, aber die Militärs haben offensichtlich dafür gesorgt, dass da sehr kalkuliert vorgegangen wird, um eine Eskalation zwischen Russland und den drei Westmächten aus dem Weg zu gehen.
Mission accomplished, die Botschaft die Donald Trump nach den Raktetenangriffen auf Twitter verbreitet, das ist ein etwas riskanter Slogan von Trump gewesen, damit hat schon George Bush nach der Irakinvasion Stirnrunzeln ausgelöst. Und nachher hat sich herausgestellt, was alles nicht erreicht wurde.
Militärisch hat sich nichts verändert im syrischen Bürgerkrieg.
Das Assad-Regime ist dabei Krieg zu gewinnen, mit Hilfe der Russen und der Iraner, die seine Verbündeten sind. Assad Ist dabei die Kontrolle über die größten Teile des Territoriums zurückzugewinnen.
Die Hoffnung der Westmächte ist, dass Assad davor zurückschrecken wird, wieder Giftgas einzusetzen, wenn er weiß, dass es darauf eine militärische Reaktion gibt. Aber sicher kann man da nicht sein.
Ich würde die Konsequenzen dieses Angriffs eher im politischen Bereich sehen.
Amerikaner, Briten, Franzosen, als die Westmächte, wollten zeigen, dass sie gemeinsam agieren können im Nahen Osten. Trotz der Alleingänge des Donals Trump. Sie werden vielleicht auch in Zukunft gemeinsam agieren. Aber die Westmächte, Amerikaner und Europäer agieren in Syrien aus einer Position der Schwäche, viel Einfluss haben sie nicht.
Militärisch ist das Regime von Präsident Assad dabei den Krieg zu gewinnen, die Opposition kontrolliert nur mehr wenige Gebiete.
Ob es zu einer Friedenslösung kommt, wie schnell es zu einer Friedenslösung kommt, das hängt in der heutigen Situation ganz entscheidend von Russland und vom Iran ab. Viel mehr als von Assad selbst. Das sind die beiden Staaten, die Assad massiv unterstützen und die es seinen Truppen ermöglicht haben die Opposition zurückzudrängen.
Ohne politischen Kompromiss wird es keine Stabilität geben. Denn der Syrienkrieg ist ja ein Bürgerkrieg zwischen der Mehrheitsbevölkerung, die sunnitisch ist, und dem Assad-Klan, der sich auf eine religiöse Minderheit stützt, die Alawiten.
Der sunnitischen Mehrheit muss etwas angeboten werden. Der wäre in der Sache natürlich möglich, wenn man sich darauf einigt verschiedene Kantone mit großer Selbstständigkeit zu schaffen, für die verschiedenen Volksgruppen. Beispiele gibt es ja, so ist einst auch der Bosnienkrieg beendet worden.
Aber es ist gleichzeitig auch ein regionaler Krieg, bei Russland ist entscheidend. Wenn Putin einmal zum Schluss kommt, jetzt wird dieses Syrien-Abenteuer zu riskant, oder zu teuer, wird er Assad zu einem Kompromiss drängen.
Die Terrororganisation IS hat kein zusammenhängendes Territorium mehr, weder in Syrien noch im Irak, aber die Dschihadisten sind nicht verschwunden. IS ist in verschiedenen Gebieten noch immer aktiv.
Und die Sorge ist, dass es nach wie vor Kämpfer gibt, einige hundert, vielleicht sogar einige tausend, die untergetaucht sind und irgendwann wieder zuschlagen könnten.
Das ist der Grund, warum die Amerikaner auch mit Bodentruppen präsent sind, in den Kurdengebieten im Norden Syriens. 2000 amerikanische Soldaten, die mit den Kurden verbündet sind. Als Schutz gegen ein mögliches Comeback von IS, aber natürlich auch, damit die USA einen Fuß in der Region haben.
Trump wollte diese Truppen zurückziehen, davon habe ihn die Franzosen und auch seine eigenen Militärs abgebracht.
Der IS ist militärisch nicht mehr erfolgreich, und daher vielleicht auch für islamistisch radikalisierte Jugendliche in Europa nicht mehr so attraktiv wie früher. Aber verschwunden ist der gewaltbereite Dschihadismus nicht.

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