Die Ankündigung Kim Jong Uns, dass es keine nordkoreanischen Atom- und Raketentests mehr geben wird, entspricht der nordkoreanischen Linie der letzten Monate, ist aber trotzdem überraschend. Erstaunlich ist, mit welcher Konsequenz Nordkorea seit Anfang des Jahres bemüht ist mit Amerika ins Gespräch zu kommen, Schritt für Schritt, und auch mit Südkorea die Beziehungen zu verbessern.
Das ist ein spektakulärer Unterschied zur Situation vor einem Jahr. Damals war wirklich die Sorge, dass es zu einem Atomkrieg kommen könnte in Ostasien.
Jetzt redet man miteinander. Auch Donald Trump zeigt sich flexibel, er hat ja sogar den CIA-Chef und zukünftigen Außenminister Pompeo nach Pjöngjang geschickt.
Kim Jong Un sagt, wir haben jetzt unser Rüstungsziel erreicht. Wir verfügen über die Atomwaffen und auch die Raketen die uns zum Atomstaat machen. Und das ist die Sicherheitsgarantie, die Nordkorea immer wollte.
Diese Tweets, mit denen Trump Nordkorea mit der völligen Vernichtung Nordkoreas gedroht hat, haben die jetzige Entspannung nicht verhindert, das muss man zugeben. Auch die verschärften Sanktionen haben eine wichtige Rolle gespielt.
Aber die nordkoreanischen Vorleistungen sind beschränkt. Kim Jong Un kündigt ja nicht die Verschrottung einer einzigen Bombe an oder einer einzigen Rakete an. Er sagt nur, es wird keine neuen Test geben. Also: der Status Quo bleibt vorläufig bestehen.
Auf dieser Grundlage hofft Kim Jong Un auf den Gipfel mit Donald Trump, auf Augenhöhe aus nordkoreanischer Sicht. Davon konnte weder der Vater noch der Großvater des jetzigen Herrschers auch nur träumen.
Aber Hürden für dauerhafte Entspannung gibt es viele. Der Koreakrieg vor 65 Jahren war einer der blutigsten Kriege des 20.Jahrhunderts. Es müsste endlich einen Friedensvertrag geben. Ob beide Seiten den langen diplomatischen Atem dazu haben? Dafür gibt es keine Garantie.