In der chinesischen Stadt Hangzhou findet an diesem Wochenende der G 20-Gipfel der wichtigsten Großmächte der fünf Konitinente statt. Im Zentrum steht die Frage, wie es zu einem rascheren Wachstum der Weltwirtschaft kommen kann. Aber mit Barak Obama und Wladimir Putin, Angela Merkel und Recep Erdogan und anderen Spitzenpolitikern am Tisch, werden vom syrischen Krieg bis zur Flüchtlingskrise auch die aktuellen politischen Krisenherde besprochen. Gastgeber China hat keine Mühe für eine perfekte Inszinierung gescheut, berichtet Asien-Korrespondent Raimund Löw aus Hangzhou.
Die Medien trommeln es in China seit Tagen: ein derartiges Großereignis mit so vielen Staatschefs aus allen Kontinenten auf chinesischem Boden, das hat es in der ganzen Geschichte Chinas noch nie gegeben. Die chinesische Führung zelebriert das Treffen als Zeichen für den Aufstieg Chinas in die Riege der internationalen Führungsmächte. Hunderte Fabriken stehen still, damit an diesem Tag kein Smog den strahlend blauen Himmelt im Osten Chinas stört.
Eine eigene Hymne haben die Veranstalter kreiert.
Wo sich sonst die Fahrzeuge durch den Stau quälen, herrscht freie Fahrt für die Gäste. Drei Millionen Bürger der Neunmillionenstadt sind auf Sonderurlaub in die Provinz geschickt worden. Peking demonstriert, wozu eine starke Zentralmacht fähig ist
Als erster Gäste von Staatspräsident Xi Jinping ist heute der Barack Obama eingetroffen. China hat in der Nacht auf heute das Klimaschutzabkommen von Paris ratifiziert, bei seiner Ankunft verspricht der amerikanische Präsident ein Gleichziehen der USA.
Von Pekings Traum einer weltweiten Doppelspitze, in der die etablierte Supermacht Amerika ihre Führungsrolle mit dem Newcomer China teilt, ist die Realität allerdings weit entfernt. China und die USA liegen im Streit um Einfluss im Südchinesischen Meer.
Als Vorsitzland der G 20 würde China am liebsten nur über die Weltwirtschaft reden. Wachstum soll weiter im Vordergrund stehen, so heisst es in Peking.
Die Globalisierung hat Asien einen Entwicklungssprung nach vorne beschert. Hunderte Millionen sind aus der Armut in die Mittelklasse aufgestiegen, weil Amerikaner und Europäer asiatische Waren kaufen. Wenn sich die Wirtschaftsräume aber beginnen voneinander abzuschotten, weil Freihandel in Europa und Amerika in Verruf geraten ist, werden alle die Verlierer sein, lauten die Warnungen aus Peking.
Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, der mit Ratspräsident Donald Tusk die Europäische Union vertritt, wird die riesige Steuernachzahlung zu verteidigen haben, die die Kommission dem Weltkonzern Apple aufgebrummt hat. Die 13 Milliardenforderung an Apple ist ein Paukenschlag gegen Steuervermeidung, den kein Nationalstaat gewagt hätte. Gemeinsam könnte die Union als internationaler Vorreiter gegen Steuervermeidung durch Multis wirken.
Zu den Neulingen auf der internationalen Bühne gehört in Hangzhou die britische Premierministerin Theresa May. Von ihr wird Aufschluss erwartet, wie sich Großbritannien nach dem Brexit international positionieren wird. Peking wartet ungeduldig um Aufklärung, ob es bei der geplanten chinesischen Beteiligung am neuen Atomkraftwerk Hinkley Point bleibt oder ob eine Kertwende in der britischen Chinapolitik bevorsteht. Angela Merkel will mit Putin über die Ukraine sprechen, Barack Obama mit dem türkischen Präsidenten Erdogan über Syrien.
Über den Grad der Spannungen im Inselstreit zwischen China und Japan, den großen asiatischen Konkurrenten, wird möglicherweise der Gesichtsausdruck Aufschluss geben, wenn Chinas Präsident Xi und Japans Regierungschef Abe einander die Hand geben.
Beim letzten derartigen Treffen haben die beiden Herren hartnäckig aneinander vorbeigeblickt. Ein Lächeln bei diesem Mal wäre fast schon eine kleine Sensation.
Zumindest der Begrüßungssong der chinesischen Gastgeber lässt hoffen. Da ist vom paradiesischen Leben in der für ihre Schönheit berühmten Gartenstadt Hangzhou die Rede.