Die chinesische Wirtschaft ist im vergangenen Jahr mit 6,9 Prozent gewachsen. Von einer solchen Zahl können die Europäer nur träumen, aber in China ist sie ein weiteres Zeichen für die Schwierigkeiten des bisher wichtigsten Motors der Weltwirtschaft.
Überraschung sind die Zahlen keine, die Peking heute für das vergangene Jahr veröffentlicht. Die 6,9 Prozent Wachstum für 2015 liegen am unteren Ende der Zielvorgabe von rund 7 Prozent. Der Direktor des Statistikamtes verweist auf die schlechte Verfassung der Weltwirtschaft und die internationale Finanzkrise:
Unter den Bedingungen eines zurückgehenden Welthandels sind die 6,9 Prozent keineswegs ein langsames Tempo, so der Chef des nationalen Statistikamtes in Peking. Tatsächlich ist ein verlangsamtes Wachstum kein Abschwung. Aber die 6,9 Prozent sind der niedrigste Wert seit dem Anfang der Reformen vor einem Viertel Jahrhundert.
Die Regierung spricht zuversichtlich von einer neuen Normalität. Dass der rasante Aufwärtskurs der letzten Jahrzehnte sich nicht unbegrenzt fortsetzen lässt, sei eine natürliche Entwicklung. Man will umstellen auf verstärkte Konsumgüterproduktion für den heimischen Markt.
Aber in vielen Branchen herrscht inzwischen Überproduktion. Zahlreiche Stahlwerke stehen de facto still. Unproduktive Betriebe zuzusperren, dazu können sich die Behörden allerdings nicht durchringen. Die Banken machen sich Sorgen um ihre Kredite und verborgen weniger leicht Geld, was das Wachstum zusätzlich belastet. Um Chinas Exporte zu erleichtern hat die Regierung die Währung abgewertet. Was wiederum zu einem massiven Kapitalabfluss geführt hat, der selbst für die gigantischen Devisenreserven des Landes spürbar war.
Aber ein Umbau, wenn die Wirtschaft nicht mehr so brummt wie früher, ist ein schwieriges Manöver. Die Unsicherheiten rund um die zweitgrößte Volkswirtschaft der Erde nehmen zu.