Ahmedinejad vor UNO, MoJ, 20.9.2006

MODERATION O
Bei der UNO-Generalversammlung in New York folgte auf George Bush, Jacques Chirac und anderen Redner die mit Spannung erwartete Wortmeldung des iranischen Praesidenten Mahmoud Ahmedinejad. Anhaltspunkte ueber den Stand der hinter den Kulissen ablaufenden europaeisch-iranischen Verhandlungen ueber das umstrittene Atomprogramm gab es keine. Ahmedinejad kritisierte dagegen die privilegierte Position der Grossmaechte in der UNO und ganz allgemein in der internationalen Politik.
BEITRAG LOEW
Wer eine unerwartete Begegnung erwartet hatte, zwischen dem iranischen Praesidenten und George Bush, vielleicht gar mit einem Handschlag, der wurde enttaeuscht. Mahmoud Ajmedineschad vermied das traditionelle Mittagessen der Staats- und Regierungschefs bei UNO-Generalsekretaer Kofi Annan und er war auch nicht im Saal, als George Bush sprach.
Als einer der letzten Redner des Tages lieferte Mahmoud Ahmedinejad dann eine feurige Philippika gegen die Ungerechtigkeit der Weltordnung, gegen Israel und gegen einen Sicherheitsrat, der von den USA und Grossbritannien beherrscht werde. Beginnend, wie immer mit dem Lob fuer Gott den allwissenden und allmaechtigen.
Ein einziger untergeordneter Beamter war in der Sitzreihe der amerikanischen Delegation zu sehen, als der iranische Praesident sprach. Israel boykottierte die Rede voellig.
Die meisten Konflikte auf dieser Welt gehen von den Mächtigen aus und den Unterdrückern, so Ahmedinejad. Die amerikanische Besatzung im Irak sei dort die eigentliche Ursache von Terror und Gewalt. Immerhin die Regierung in Bagdad sieht der Iran als legitim an.
Zumeist sind die Angriffe in Frageform gehüllt, oft bleibt die Kritik allgemein, ohne direkten Adressaten. Das iranische Atomprogramm sei friedlich und legitim, so Ahmedinejad, nicht entgehe dem wachsamen Aug der Atomenergiebehoerde. Nur jene Maechte, die selbst militaerische Nuklearpolitik betreiben, wuerden den Iran sein Recht auf friedliche Atomkraft vorenthalten wollen. Und dazu missbrauche man die UNO.
Nur einmal, bei einem Frontalangriff gegen die seiner Meinung nach nicht mehr zeitgemaesse Zusammensetzung des Sicherheitsrates, attackiiert der iranische Praesident die USA und Grossbritannien direkt.
Welches UNO Organ zieht eigentlich diese Maechte zur Rechenschaft, wenn sie Gesetze brechen? Wohl kaum der Sicherheitsrat, in dem die USA und Grossbritannien selbst den Ton angeben, stellt der iranische Praesident die Legitimitaet des Fuehrungsgremiums der Vereinten Nationen in Frage.
George Bush hatte Stunden zuvor dagegen eher verbindliche Toene angeschlagen, sogar einen Zeitpunkt der iranisch-amerikanische Freundschaft koenne er sich in der Zukunft vorstellen. Von ihrer Forderung, dass der Iran die Urananreicherung suspendiert, ruecken die USA nicht ab. Aber die martialischen Drohungen mit baldigen Sanktionen hatten die USA diesmal unterlassen.
Ob sich in den langwierigen Verhandlungen der Europaer mit dem Iran etwas bewegt, war aus diesen Rede nicht herauszulesen.

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