Wie die Scheidung von Superreichen die globale Philanthropie verstört. Der Fall Gates.

  Bill Gates ist der viertreichste Mann der Welt. Wenn sich so jemand scheiden lässt, dann geht es nicht nur um getrennte Wege für die Ehepaare, sondern auch um viel, viel Geld.  Bei dem riesigen Vermögen des Ehepaars kann man davon ausgehen, dass die Scheidung mit beträchtlichen finanziellen Operationen verbunden ist.  Was ist in der Öffentlichkeit über die Modalitäten der Trennung bekannt?

 Es ist nicht sehr viel bekannt. Das Ehepaar hat die Scheidung bei Gericht im amerikanischen Bundesstaat Washington beantragt. Dieser Antrag ist bekannt, da geben beide Ehepaare ihren Willen zur Trennung bekannt. Und es heißt, dass man sich auf eine Gütertrennung geeinigt hat. Wie genau diese Gütertrennung aussieht, also wie viel von diesen 130 Milliarden Dollar Bill Gates behält, wieviel Melinda Gates bekommt, das wissen wir nicht. Aber es ist klar, dass darüber sehr ausführlich verhandelt worden sein muss.

  Es geht ja um märchenhafte Reichtümer,  Aktien, Wertpapiere, Konten,  um  Privatflugzeuge, das riesige Anwesen bei Seattle  und viele andere Ferienhäuser, Wohnungen, riesige Ackerflächen in den USA und noch mehr.

Die Scheidung passiert nach dem Recht des Bundesstaates Washington  im Nordwesten der USA. Die Regeln sind,  dass grundsätzlich das gesamte Vermögen, das in der Zeit einer Ehe angesammelt wurde, beiden Ehepartnern gemeinsam gehört. Die beiden haben vor 27 Jahren  geheiratet, da war Bill Gates natürlich auch kein armer Schlucker mehr.  Aber alles, was nachher dazugekommen ist, wird grundsätzlich als gemeinsamer Besitz angesehen und muss geteilt werden.

Es gibt natürlich die Bill und Melinda Gates Stiftung. Die soll in Zukunft weiter gemeinsam von den Beiden geführt werden, das ist zumindest die erklärte Absicht. Wie das funktionieren soll, wenn beiden nicht an einem Strang ziehen, ist eine besorgte Frage.

Um diese Stiftung ranken sich ja viele Gerüchte. Was ist genau die Aktivität der Gates Stiftung?

Es ist die größte Wohltätigkeitsstiftung der Welt. Mit einem Vermögen von 50 Milliarden Dollar. Das Geld kommt nicht nur von der Familie Gates, sondern auch von anderen Milliardären. Zum Beispiel von Warren Buffet, dem großen Investor und Begründer von Berkshire Hathaway. Buffet hat erst im letzten Jahr mehrere Milliarden Dollar eingezahlt. Es ist nicht seine Stiftung, nicht die Bill Gates Stiftung, sondern die Melinda and Bill Gates Foundation. Das kann jetzt komplizierter werden nach der Scheidung.

In der Gates Stiftung arbeiten 1600 Personen. Die Stiftung vergibt  Forschungsgelder, Stipendien und Zuschüsse für die Armutsbekämpfung in der Welt. Die Foundation ist vor allem  im gesundheitlichen Bereich aktiv. Gates hat sich seit Jahren mit Infektionskrankheiten und der Bekämpfung von Ebola, Polio, HIV und anderen viralen Erkrankungen beschäftigt. Seit die  Covid-Pandemie grassiert gibt  die Gates Foundation  riesige  Mittel für den Kampf gegen Corona aus.

 Die Gates Foundation finanziert zu einem großen Teil die Weltgesundheitsorganisation WHO, sie ist als private Spenderin der zweitgrößte Geldgeber für die WHO, nach den Finanzen, die aus den USA kommen, noch vor allen anderen Staaten und den Zuwendungen aus den verschiedenen staatlichen Budgets. Diese finanzielle Unterstützung für die WHO bedeutet, dass Kliniken finanziert werden, Impfkampagnen finanziert werden, Medikamente gekauft werden. In vielen Staaten mit einem schwachen eigenen Gesundheitssystem ist die finanzielle Unterstützung durch die Gates Stiftung von großer Bedeutung.

Wie ist es eigentlich genau zum Engagement von Bill Gates gegen Corona gekommen? Er ist ja vor allem ein Computermann, hat sich aber durch die Arbeit der Gates Foundation zu einem führenden  Experten bei der Pandemiebekämpfung entwickelt.

Die Gates Stiftung hat von Anfang an versucht sich globalen Problemen zu stellen, vor allem in der Gesundheitsversorgung. Er war nie auf die USA beschränkt, sondern hat sich darauf konzentriert zu untersuchen, wie sich Infektionen weltweit ausbreiten und was dagegen getan werden kann. Und eine seiner Schlussfolgerungen war schon vor langer Zeit, dass weltweite Epidemien sehr wahrscheinlich sind und dass wir als Menschheit sehr schlecht für solche Situationen vorbereitet sind.

Es gibt einen berühmten Vortrag von vor 5 Jahren im Internet, einen sogenannten TED-Talk,  bei dem er gesagt hat, sollten in der nächsten Zeit aus irgendeinem Grund 10 Millionen Menschen auf der Welt  umkommen, dann wird das wahrscheinlich nicht wegen eines Krieges sein, sondern wegen einer Pandemie.  Das war prophetisch. Bei der Corona-Pandemie stehen wir bei drei Millionen Toten, und viele Virologen gehen davon aus, dass sich solche virale Ansteckungswellen wiederholen werden.

Und seine Tendenz ist immer auf mehr internationale Zusammenarbeit zu drängen. Weil ein Ereignis wie eine Pandemie erst wirklich unter Kontrolle ist, wenn sie überall in der Welt unter Kontrolle ist, nicht nur in den reichen Ländern. Das hat ihn auch zur Weltgesundheitsorganisation gebracht, die eine Organisation der UNO ist.

Dass eine solche Einsicht eher von einem Milliardär zu hören ist, als von politischen Entscheidungsträgern, das gehört zu den Widersprüchen unserer Welt.

  Bill Gates ist nicht nur superreich, sondern auch ziemlich umstritten.  Gerade bei rechten Anti-Corona-Demonstrationen sowohl in den USA als auch in Europa ist Gates ja eine Feindfigur. Warum eigentlich?

  Er ist natürlich immer ein beinharter Geschäftsmann gewesen. Das hat man ihm schon in der Zeit vorgeworfen, in der er noch aktiv war bei Microsoft. Er ist mehrmals ins Visier der Kartellbehörden gekommen, die ihm vorgeworfen haben.

Jetzt kommen natürlich reihenweise durchgeknallte Verschwörungstheorien dazu, vor allem in den USA, Da fürchten Leute, dass Menschen mit Impfungen irgendwelche Chips implantiert werden könnten, über die alle manipuliert werden können und die Gates den Weg zur Weltherrschaft ebnen sollen. Das sind Randerscheinungen, aber sie sind natürlich da.

Es gibt auch ernsthafte Kritik, weil Gates sagt, er will das geistige Eigentum geschützt sehen. Auch bei Medikamenten. Jetzt sagen Kritiker, dass es dadurch vor allem für ärmere Länder schwerer und teurer wird zu Medikamenten zu kommen. Und dass es schwerer wird kostengünstige Generica herzustellen.

 US-Präsident Biden hat entschieden, dass die USA bereit sind wegen der Notsituation  der Pandemie die Patentrechte für Covid-Impfungen auszusetzen. Darüber wird auf internationaler Ebene verhandelt. Die EU äußert sich positiv. Wie sich Gates verhält ist nicht klar. Er wurde vom Weißen Haus mit dieser Entscheidung im Voraus konfrontiert. Grundsätzlich ist klar: Bill Gates glaubt an die Vorteile des kapitalistischen Systems, das ändert sich auch nicht dadurch, dass er als globaler Philanthrop  tätig ist.

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