Venezuela  :Ein Friedensnobelpreis bringt den Despoten Nicolás Maduro unter Druck

Die Entscheidung für María Corina Machado, die wichtigste Oppositionelle ihres Landes, könnte den Konflikt zwischen den linksautoritäten Machthabern und den USA verschärfen

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von Raimund Löw

FALTER 42/2025, 14.10.2025

María Corina Machado bei einem Protest im Jahr 2019Foto: VOA, Public domain, via Wikimedia Commons

Die Ehrung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Trump-Administration versucht, Nicolás Maduro, den seit 2013 autoritär regierenden Chavez-Nachfolger, zu stürzen. Die Entscheidung in Oslo könnte den Konflikt zwischen den Machthabern in Venezuela und den USA verschärfen.

Bei den Präsidentschaftswahlen vor einem Jahr durfte Maria Corina Machado nicht antreten. Amtsinhaber Maduro wurde bestätigt, trotz Massenprotesten gegen Wahlfälschungen. Den Nobelpreis begründet das Komitee mit Machados Engagement für freie Wahlen. Die überraschende Entscheidung bringt das Regime Maduros in Bedrängnis.

Ihren Preis widmet Machado dem venezolanischen Volk, aber auch dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump. Der wollte ja selbst den Nobelpreis haben, gratulierte der Siegerin aber dann doch pflichtbewusst am Telefon.

Die kämpferische Konservative kommt aus der Oberschicht. Der Vater, Henrique Machado Zuloaga, war Stahlunternehmer und wurde einst von Chávez enteignet. Sie selbst nennt Großbritanniens eiserne Lady Margaret Thatcher als ihr Vorbild. Die bolivarische Revolution der linken Militärs um Hugo Chávez, benannt nach Simon Bolivar, dem Befreier Lateinamerikas aus dem 19. Jahrhundert, war ihr ein Gräuel.

Erdöl ist der Reichtum Venezuelas. Mit den Milliardeneinnahmen aus dem Ölgeschäft unterstützte die Regierung in Caracas linke Regierungen von Kuba bis Bolivien. Venezuela wurde unter Chávez zur Drehscheibe für Aktivitäten gegen die USA.

Der Wirtschaft brachte der Chavismo, wie das politische Projekt genannt wird, einen verheerenden Niedergang. Das Land ist derart heruntergewirtschaftet, dass sieben Millionen Bürger in die Nachbarstaaten geflüchtet sind. Ein Viertel der gesamten Bevölkerung. Es ist die größte Fluchtbewegung in der jüngeren Geschichte Lateinamerikas. Ein furchtbares Zeichen für das Scheitern einer autoritären Linken, gegen die Maria Corina Machado ankämpft.

Donald Trump hat nach seinem Amtsantritt Richard Grenell, den ehemaligen amerikanischen Botschafter in Deutschland, zu Verhandlungen mit Nicolas Maduro nach Caracas geschickt. Wirtschaftlich ausgelaugt und politisch erschöpft, machte der Machthaber ein sensationelles Angebot.

Die Tore für amerikanische Multis zum venezolanischen Öl und anderen Rohstoffen sollten weit aufgemacht werden. Maduro war sogar bereit, die Hilfe für Kuba einzustellen. Aber das politische System des Chavismo sollte bleiben. Maduro selbst wollte nicht zurücktreten. Anfang September hat Donald Trump dieses Angebot abgelehnt.

Durchgesetzt haben sich im internen Machtkampf in der US-Administration die Hardliner um Außenminister Marco Rubio, der auf einen Sturz des Regimes und eine Machtübernahme durch die Opposition hinarbeitet. Er bezeichnet Maduro als Chef einer Drogenmafia und nicht als legitimen Präsidenten. Ein Kopfgeld über 50 Millionen Dollar wurde festgesetzt.

US-Kriegsschiffe fahren vor den Küsten in der Karibik hoch, mehrere tausend Soldaten sind einsatzbereit. Vier Transportschiffe wurden versenkt, angeblich weil sie die nationale Sicherheit der USA durch den Transport von Drogen gefährdet haben.

Die New York Times berichtet von Plänen des US-Militärs, Flughäfen zu besetzen. Eliteeinheiten sollen Maduro festnehmen, damit er vor ein Gericht in New York gestellt werden kann, wo ihm Drogenhandel vorgeworfen wird. Mitarbeiter der nunmehrigen Nobelpreisträgerin sind eingebunden.

Allerdings spielt Venezuela für den Drogentransport in die USA eine untergeordnete Rolle. Die Behauptung von der Gefährdung der nationalen Sicherheit durch Schmugglerboote wird von Völkerrechtsexperten zerpflückt. Man sucht offenbar nach dem Deckmantel für eine Operation, die auf einen Regime Change hinausläuft, den Sturz einer unliebsamen Regierung.

Gegen die Gefahr eines Umsturzes versucht die Regierung Maduro eine patriotische Mobilisierung der Bevölkerung. Bewaffnete Jugendliche paradieren in den Straßen. Welche Kräfte die Anhänger der bolivarischen Revolution noch mobilisieren können, ist allerdings unklar.

Wenn die Gringos einfallen, werden sie in Lateinamerika in der Regel nicht mit offenen Armen empfangen. Die Strategie von Nobelpreisträgerin Maria Carina Machado, auf eine Intervention der USA zu setzen, ist innerhalb der Opposition umstritten. Die norwegische Entscheidung erhöht den Druck auf alle Beteiligten.