Reise in ein angegriffenes Land, Falter Artikel 5.7.2023

  An einem Samstag im Juni ist die Fußgängerzone in Butscha, 25 Kilometer nordwestlich von Kiew,  belebt. Die Kaffeehäuser sind voll. Die Menschen gehen für das Wochenende einkaufen. Vor der Kirche feiern junge Leute eine Hochzeit. Kaum vorstellbar, dass in diesen Straßen vor 15 Monaten die  von den russischen Besatzern ermordeten Toten gelegen sind.

 Auf einem Feld hinter der Kirche steht eine Gedenktafel. Hier lagen die Massengräber, die nach der Befreiung bekannt wurden, sagt uns Igor Bartkiv. Bartkiv ist Stadtarchivar von Butscha. Seine Mission ist es alle Augenzeugenberichte, Dokumenten, Fotos und Videos aus den fünf Wochen des Schreckens  zu sammeln. 116 Opfer sind direkt von der Straße hergebracht worden, aber auch in privaten Gärten mussten Gräber ausgehoben werden. 75 Leichen konnten nicht identifiziert werden. 200 Menschen sind vermisst, vielleicht hat man sie nach Russland oder Belarus entführt, wir wissen es nicht, sagt Bartkiv.

  Das Massaker von Butscha war ein politischer Wendepunkt. Die Berichte über Hinrichtungen, Plünderungen und Folter von Zivilisten haben der Öffentlichkeit schockartig vermittelt, dass es bei diesem Krieg um das Überleben der Nation geht, nicht um ein paar Landstriche im Osten.

Der Widerstand des ukrainischen Militärs hat die Besatzer vertrieben und den Sturm auf Kiew vereitelt. Butscha hat aus der Abwehr der Invasoren einen nationalen Befreiungskrieg der Ukraine gemacht.

  Das Symbol dafür, worum es geht, ist für Stadtarchivar Igor Bartkiv eine unscheinbare Gedenkstätte an der Außenwand eines mehrstöckigen Wohnhauses. Acht junge Burschen wurde an dieser Stelle exekutiert.  Ihre Fotos hängen an der Hauswand. Das Verbrechen liegt eineinhalb Jahre zurück.  Am Eingang um die Ecke  hebt eine junge Frau ihren Kinderwagen in den Korridor.

  Mit großem Tempo läuft der Wiederaufbau. Im Parterre eines restaurierten Wohnhauses entsteht das Museum der Stadt Butscha über die Besatzungszeit. Der Ausstellungsraum mit erbeuteten Waffen ist  fertig. Militärische Funkgeräte, eine halbe Rakete, Schusswaffen aller Art sind zu sehen.

 Die Russen waren gewalttätig, unberechenbar und chaotisch, erinnert sich Igor Bartkiv. Es waren die Kadyrow-Leute aus Tschetschenien dabei, Burijaten aus Sibirien und der russische Geheimdienst FSB. Einen  geordneten Kontakt mit der Zivilbevölkerung hat es nicht gegeben. Wer nicht wusste, wann Ausgangssperre ist, wurde erschossen. Die Leichen hat man zur Warnung liegen gelassen.

  Ich bin mit der Dokumentarfilmerin Alina Horlova unterwegs. Sie arbeitet an einer Trilogie über die Extremsituationen des Krieges mit dem Titel „Die Tage, die Du nie vergessen willst“.  Alina Horlova ist gerade von einer Reportage aus der südukrainischen Stadt Kherson zurückgekehrt, die unter Artilleriebeschuss steht.   

  Bei der Fahrt von Kiew kommen wir an der zerstörten Brücke von Irpin vorbei, unter der im März 2022  hunderte Menschen im Bombenhagel geflüchtet sind. Die Bilder gingen um die Welt. Der Wiederaufbau der Brücke macht Fortschritte. Am Rand des zerstörten Brückenpfeilers steht ein Kinderwagen mit einer Puppe, zur Erinnerung an die Verzweiflung der flüchtenden Familien. Auf einer Säule klebt ein Plakat mit einem Putin Foto. „Put in Jail“ ist zu lesen. Das ukrainische Militär hat Checkpoints errichtet, Panzersperren stehen bereit.

  Es ist eine der Straßen, auf denen russische Panzer sich zum  Angriff auf Kiew formiert haben.  Im Asphalt sind die Spuren der Panzerketten erkennbar. Die ukrainischen Verteidiger zwangen die Angreifer umzudrehen.

  Nach Irpin passieren wir einen Autofriedhof am Straßenrand. Besucher halten an und legen Totengaben auf die zerstörten Fahrzeuge.  Auf einer Motorhaube ist ein Teddybär  platziert, daneben anderes Spielzeug. Es sind  Autos, in denen die Insassen erschossen wurden, sagt Alina Horlowa. Überall sind Einschüsse zu sehen.  Die Autowracks wurden gesammelt, einige sind bemalt worden, das ist jetzt ein Denkmal. 

  Filmemacherin Horlowa arbeitet mit einem Projekt namens „Documenting Ukraine“ zusammen,  das vom Institut für die Wissenschaften vom Menschen IWM in Wien entwickelt wird. Das Institut war vor 40 Jahren  zum Austausch osteuropäischer Intellektuellen mit dem Westen  gegründet worden. „Heute steht  die Ukraine im Zentrum unserer Arbeit“,  erzählt die wissenschaftliche Leiterin Katherine Younger.

 Wir sitzen im Zug von Wien nach Przemysl in Polen, von dort werden wir den ukrainischen Nachtzug nach Kiew nehmen.

 Der amerikanische Historiker Timothy Snyder ist das bekannteste Gesicht des Projekts „Documenting Ukraine“. Snyder hat mit seiner Arbeit  über die Millionen Hungertoten durch Stalins Kollektivierungen  die ukrainische Tragödie der 1930-er Jahre weltweit bekannt gemacht. Das Europäische Parlament bezeichnet den „Holodomor“ als Völkermord.

   „Wir erstellen eine Chronik der russischen Invasion mit ihren Auswirkungen auf das ukrainische Leben“, sagt  Forschungsdirektorin Katherine Younger. 250 Partner in der Ukraine arbeiten  mit.  

Ich lerne, dass in der Ukraine politisch bewusste Menschen nicht einfach vom „Krieg“ sprechen, wenn die Ereignisse seit dem 24.Februar 2022 gemeint sind, sondern von „vollumfänglicher Invasion“. Putins Krieg  hat bereits 2014 mit der Annexion der Krim und der verdeckten Invasion in der Ostukraine begonnen.

  „Viele Ukrainer haben das Gefühl, dass ihr individuelles Leben mit der Weltgeschichte des 21.Jahrhunderts verbunden ist“, sagt Kathrine Younger. „Das Bedürfnis ist überall riesig  zu dokumentieren was passiert.“

  Früher hat ein Flug von Wien nach Kiew knapp zwei Stunden gedauert. Der Luftraum ist seit dem russischen Angriff gesperrt, selbst Präsidenten kommen mit der Eisenbahn.   Am Bahnsteig in Przemysl warten hunderte Passagiere auf  den Nachtzug nach Kiew. Es sind zumeist Frauen, viele sind mit Kindern unterwegs.

   Neben mir im Abteil tauschen Nachbarn aus einem Vorort von Kiew ihre Erfahrungen aus. Eine der Frauen hat es nach Norwegen verschlagen, die andere ist mit ihrem Kind im polnischen Poznan untergekommen. Sie überlegen, ob sie diesen Sommer wieder zurückkehren sollen. Die Kinder sind überfordert mit dem lokalen Schulbesuch auf Polnisch oder Norwegisch und der Online-Schule auf Ukrainisch am Abend.

 Es ist eine angespannte Atmosphäre. Mehrmals in der Nacht melden Handys der Passagiere Luftalarm in verschiedenen Regionen. Auf den Kanälen des Internetmediums Telegram sind die Geschoße der Luftabwehr zu sehen. Trotzdem kommt der Zug  wie geplant um 9 Uhr 21 früh am Bahnhof in Kiew an.

 Der Kontrast zwischen der Anspannung im Zug und dem  lebendigen Chaos am Bahnhof ist groß. Das halbe Land scheint  unterwegs zu sein. Taxis, Busse, Straßenverkäufer vermitteln das Bild einer quirligen  Metropole. Ob sie letzte Nacht in den Luftschutzkeller gegangen ist, will ich von der Englischstudentin Victoria wissen, die uns abholt? Victoria schüttelt den Kopf. Es ist einfach zu oft Alarm, sie hat sich umgedreht um weiter zu schlafen.

  Das Arsenal Buch Fest, zu dem wir eingeladen sind, ist ein Symbol für das Bemühen um Normalität. Zur Eröffnung hat sich eine lange Schlange vor dem Eingang gebildet. Am Boden sind gut sichtbar die Markierungen mit dem Pfeil zum nächsten Luftschutzkeller.

  Bei den  Panels geht es um Krieg und Demokratie oder  die Rolle der Frauen in den Streitkräften. Eine  Dokumentation russischer Kriegsverbrechen wird vorgestellt.  Abends findet ein Konzert der Mariupoler Philharmoniker statt. Mariupol ist eine südukrainische Stadt, die von der russischen  Luftwaffe  bombardiert wurde. Das Stadttheater, in das sich hunderte Menschen geflüchtet hatten, wurde dem Erdboden gleich gemacht. Die Musiker aus Mariupol nennen sich „Renaissance“.

   Zur Eröffnung des Buch Festivals ist Präsident Wolodimir  Selenskyi gekommen. Begleitet von  seiner schwer bewaffneten Leibgarde lässt er sich die Programme der Verlage erklären. Einem Fernsehteam von Al Jazeera sagt er in die Kamera, dass die Gefahr einer Katastrophe im Atomkraftwerk von Saporischia jeden Tage größer wird. Ich frage nach der  Solidarität des Westens. Für die Unterstützung der europäischen Gesellschaft, der normalen Leute, bedankt sich Selenskyj. „Österreich?  Sie wissen was ihre Regierung tun kann und in welche Richtung sie langsam geht“. Er, Selenskyj, kann  nur den Rat geben, man soll sich durch Russland nicht einschüchtern lassen.

   Österreich wird in der Ukraine nicht zu den großen Unterstützern gezählt. Die Regierung in Kiew kritisiert, dass die österreichische Raiffeisen Bank International in Russland unverdrossen ihre Geschäfte macht. Zwar gibt es zahlreiche Hilfsprojekte, aber  Wien hängt diese Initiativen nicht an die große Glocke. Beim jüngsten EU-Gipfel distanzierte sich Kanzler Nehammer von Sicherheitsgarantien der Europäer. Eine Rücksichtnahme auf die prorussische FPÖ und die neutralistische Stimmung in der Bevölkerung.

  Russische Verlage habe ich auf der Arsenal Buchmesse keine gefunden. Wie problematisch es ist, wenn  sich die Ukraine  aus der Welt der russischen Kultur herausnimmt, will ich vom Politikwissenschaftler Ivan Krastew wissen?

 „Vor 2014 war in Kiewer Buchhandlungen die Hälfte der Bücher auf Russisch. Jetzt findet man kein einziges russisches Buch mehr,“ bedauert der aus Bulgarien stammende Krastew. „Präsident Putin hat diesen Krieg begonnen um eine Welt ohne Ukraine zu schaffen. Die Reflex der Ukrainer  ist, dass man sich am liebsten eine Welt  ohne  Russisch vorstellen will.“ In der Geschichte sei es immer so gewesen, dass junge Nationalstaaten  das Trennende betonen, bedauert Krastew, es sei zu hoffen, dass es sich um eine vorübergehende Phase handelt.

  Die Moskauer Propaganda behauptet, dass in Kiew  nicht Russisch gesprochen werden darf. Eine glatte Lüge, von der man sich als Besucher rasch überzeugen kann.

 Den großen Einschnitt für die ukrainische Demokratie brachte die Maidanrevolution 2014. Tausende hielten unter blauen EU-Fahnen und blaugelben ukrainischen Flaggen den riesigen Platz in Kiew besetzt. Die Sonderpolizei eröffnete das Feuer und es gab über hundert Tote. Das Massaker löste einen Volksaufstand aus und der Putinhörige Präsident Janukowitsch floh nach Russland. Die Annexion der Krim und der verdeckte  russische Einmarsch in der Ostukraine waren die Reaktionen des Kreml.

  Die Übersetzerin Hanna Kyrienko führt mich über die Treppe mit den Fotos der Gefallenen. Jede Revolution  hat ihre Märtyrer. Die Opfer des Maidan werden „Himmlische Hundert“ genannt und gehören zur Identität der neuen Ukraine. 

  Der Maidan war vor 2014 ein Platz für Konzerte und Feste, erzählt meine Begleiterin.  Schon vor langem ist die Leninstatue abtransportiert worden, an die ich mich aus meiner Zeit als ORF-Korrespondent in Moskau noch lebhaft erinnere.

    Hanna Kyrienko war 2014 in der eisigen  Kälte des Winters fast jeden Tag unter den Demonstranten. Sie führt mich zum Gedenkstein für den  ersten Toten. Es  war Sergej Nigojan, einer ihrer besten Freunde „Der Maidan ist ein Symbol, dass wir bereit sind für unsere Freiheit zu sterben.“

  Was man in der Ukraine zu hören bekommt, hat für unsere Ohren ungewöhnlich viel Pathos.  Mich erinnern die Aussagen an die Parolen  antiimperialistischer Befreiungsbewegungen, mit denen wir nach 1968 in der linken Studentenbewegung solidarisch waren. War nicht „Patria o muerte“, „Vaterland oder Tod“, ein beliebter Slogan der Kubaner?

  Die Europäische Union ist ein postnationales Projekt. Mit der Ukraine kommt jetzt der  Nationalismus eines unterdrückten Volkes dazu. Eine schwierige Herausforderung, konstatiert Politvordenker Ivan Krastew in einer Debatte über die Bedeutung des ukrainischen Verteidigungskampfes für die Welt.

Hanna Kyrienkos Ehemann Pawlo befindet sich an der Front. Er hat sich freiwillig in einem Sanitäterverband gemeldet und bringt verletzte Soldaten zu Sammelstellen für das Lazarett. Telefoniert hat sie mit ihm am Vortag, er ist ok. Aber die junge Frau vermutet, dass er ihr  nicht alles erzählt,  um sie nicht zu beunruhigen. Direkt vor dem Fahrzeug ihres Mannes ist kürzlich eine Mine explodiert.

  Das Parlament und Präsidentenpalast sind von Checkpoints umgeben. Hanna Kyriienko  zeigt auf das Theater vor dem Regierungsviertel. Dahinter liegt der  Platz, an dem Selenskyj in den Stunden nach dem Einmarsch ein Selfie gemacht hat, das kriegsentscheidend war.  Das Video bewies, dass er mit seinem Kabinett in Kiew geblieben ist,  trotz der Gefahr für sein Leben.  Die Nation war zum Widerstand bereit.

  Wie die Stimmung unter den Soldaten ist, angesichts der vielen Gefallenen und Verletzten, will ich bei unserer Fahrt nach Butscha von Alina Horman wissen? Sie hat für ihre Dokumentation wochenlang an der Front recherchiert. „Viele sind unglaublich müde und erschöpft,“ urteilt die Filmemacherin, „Manche Soldaten sind depressiv und wollen nur mehr sterben. Auch das gibt es. Aber gleichzeitig habe ich patriotische Typen getroffen, die schießen den ganzen Tag und am Abend gehen sie in den Bunker, blödeln und hängen an Videospielen.“

 Sie selbst ist heute weniger lustig unterwegs als vor dem Krieg, sagt die junge  Filmemacherin. Sie denkt viel über die Zukunft der Ukraine nach. Dinge von früher erscheinen heute nicht mehr so wichtig.

 Meine Gesprächspartner frage ich, ob ein Waffenstillstand denkbar wäre, ohne dass Russland die besetzten Gebiete aufgibt? Wirklich vorstellen kann sich diese Option niemand.  Putin hat  die ukrainischen Grenzen 2014 und 2022  überschritten. Er wird nur Zeit gewinnen wollen für den nächsten Überfall, das höre ich immer wieder.

  Trotz des Terrors aus der Luft und der Opfer an der Front ist die Kampfmoral der Verteidiger hoch, bestätigen auch unvoreingenommene  Beobachter. Sollten die militärische Unterstützung des Westens allerdings nachlassen, könnte sich die Situation verändern. In der ukrainischen Führung wird selbstverständlich durchgespielt, wie Kompromisse aussehen könnten,   heißt es in diplomatischen Kreisen. Gegenüber dem eigenen Volk wäre es für Präsident Selenskyj allerdings extrem schwierig territorialen Verzicht zu rechtfertigen.

 Die letzten Tage brachten neue Angriffe auf zivile Ziele. In Kramatorsk wurde zur Mittagszeit eine Pizzeria bombardiert. In Kiew trafen Raketenteile ein mehrstöckiges Wohnhaus im Stadtinneren, es gab Tote und ein Dutzend zum Teil schwer Verletzte.

  Vier Mal dröhnt in dieser Nacht der Luftalarm. Die Gäste des Radisson Hotels, in dem wir untergebracht sind, müssen in den Luftschutzkeller in der Tiefgarage.   Auf  Telegram kann man am nächsten Tag erfahren,  was passiert ist. Zwei russische Tupolew TU-95 Kampfflugzeuge sind von einem  Militärflughafen in Murmansk aufgestiegen. Eine Stunde später befanden sie sich über dem Kaspischen Meer. Von dort beginnt der Angriff mit  13 Cruise Missiles. Die ukrainische Luftabwehr hat dann ein bis zwei Stunden Zeit die Geschoße  vom Himmel zu holen. Was meistens gelingt, aber nicht immer.

  Die Rückfahrt nach Wien trete ich wieder in einem Nachtzug an, der diesmal in die Hauptstadt der Republik Moldau Chisinau führt. Von dort fliegt die AUA in knapp zwei Stunden nach Wien. Es ist das Wochenende der Revolte von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin. Im Nachtzug  nach Chisinau wird lautstark politisiert. Aus allen Abteilen sind Debatten zu hören, auf Ukrainisch, Russisch, Rumänisch und Englisch über Putin, Prigoschin und was das alles bedeutet.   

  Ich reise in einem Abteil mit einer älteren Dame aus Russland, einem jungen Russen und seiner ukrainischen Freundin. Alle leben in der Ukraine. Die russischen Staatsbürger müssen ihre Pässe erneuern, aber in Kiew ist die russische Botschaft geschlossen. Die größten Probleme haben sie mit ihren russischen Handyprovidern,  die es ihnen verunmöglichen, in der Ukraine online zu bezahlen. Es entspinnt sich eine längere Diskussion wie man diese Hürde mit Hilfe von Zwischenhändlern in den besetzten Gebieten überwinden kann. Meine verrosteten Russischkenntnisse lassen bei solchen Details aus.

  Dann frage ich, was meine russischen Mitfahrer von der aktuellen Lage halten? Prigoschin ist kein Guter, da sind sich alle einig. Aber vieles was er sagt, ist richtig, wirft jemand ein. Und Putin? Da sind die Ansichten geteilt, weiß die ältere Dame. Es gibt einfach wahnsinnig viel Putin-Propaganda in der russischen Community. Dass sich Alexei Nawalny, der Regierungskritiker im Gefangenenlager, gegen den Krieg ausspricht, davon haben alle gehört.    

    Wie der Krieg enden könnte, frage ich mich selbst auf dem Heimflug nach Wien? Entweder Moskau kommt zur Erkenntnis,  dass vernünftige Beziehungen zu dem mit Europa eng verbundenen Nachbarn auch für Russland von Vorteil sind. Dann wird der Kreml einen Grund erfinden, einen Sieg zu verkünden,  und die Waffen werden schweigen. Oder das blutige Ringen geht bis zur Erschöpfung weiter. Am Ende stünde irgendwann  ein Waffenstillstand mit  Todfeindschaft, die lange nicht verschwinden wird.

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