Pekings Abschied vom Zigarettenparadies, ZiB 2, 5.6.2015

In weiten Teilen Chinas gehört Rauchen nach wie vor zum guten Ton. Sogar medizinisches Personal greift immer wieder zur Zigarette, zumindest außerhalb der großen Städte.

  In China gibt es mehr als 300 Millionen Raucher. Kein anderes Land der Welt  verkauft derart viele Zigaretten wie China. Die Gesundheitsstatistik besagt, dass jedes Jahr 1,2 Millionen Chinesen an die Folgen des Rauchens sterben, das sind 2000 am Tag. 

 Jetzt geht Peking mit gutem Beispiel voran: in der chinesischen Hauptstadt gelten seit dieser Woche strenge Antiraucherregeln, berichtet Raimund Löw aus der chinesischen Hauptstadt.

  Der Vorsitzende Mao war ein passionierter Raucher. Und auch Reformer Deng Xiaoping griff gerne zur Zigarette.

  Aber in Peking gelten seit diesem Monat die  strengsten Antiraucherregeln Asiens.

Der Griff zur Zigarette wird in öffentlichen Verkehrsmitteln, an allen Arbeitsplätzen und in Restaurants streng bestraft,  aber auch unter freiem Himmel vor Schulen und Spitälern. 200 Yuan, umgerechnet 30 Euro kann das Laster kosten. Ein durchschnittlicher Tageslohn.

 FANG LAIYING, Gesundheitsausschuss, Peking:

Die Strafe ist nicht das Ziel, uns geht es darum allgemein das Bewusstsein zu schaffen, wie schädlich Tabak ist.

Der Drill, mit welchen Gesten der Nikotinsucht zu widerstehen ist, beginnt  jetzt schon in der Volksschule.

 1000  Antiraucherinspektoren  sollen für die Einhaltung der neuen Regeln sorgen. Gestrenge Gesten für die Kameras im städtischen Krankenhaus.

    Beim Essen zu rauchen, das ist in ganz China  seit jeher Tradition.  Das Umlernen wird hier besonders schwer. Aber die Strafen bei Zuwiderhandeln  sind jetzt existenzgefährdend für die Wirte.

 YANG YANG RU, Restaurantbesitzerin

Ja, zuerst sind uns die Strafen wirklich zu hoch erschienen. Aber nur so kann man die Kunden dazu bringen, das Lokal rauchfrei zu halten.

Im Umkreis des  Militärspitals im Pekinger Bezirk Chaoyang nimmt man die neuen Vorschriften sichtlich noch nicht sehr ernst.

  Das Verbot  ist typisch  für Städter, sagt uns einer der  Raucher. Am Land brauchen wir die Zigaretten, gegen die Müdigkeit und  gegen den Hunger.

  Im chaotischen Alltag Pekings gibt es viele Regeln und wenige werden befolgt. Wie ernst die Behörden den Nichtraucherschutz tatsächlich nehmen, muss sich noch weisen.

   Die Hauptstadt will  Vorreiter sein. China ist  für  300 Millionen Raucher  der größte Tabakproduzent der Erde. Außerhalb Pekings  gehört das Rauchen in China unverändert zum normalen Leben.