In der indischen Stadt Goa findet an diesem Wochenende das Gipfeltreffen der sogenannten BRICS-Staaten statt. Die Abkürzung Brics steht für die Teilnehmer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, die als Alternative zu den etablierten Wirtschaftsmächten in Europa und Nordamerika verstanden wurden. Aber inzwischen gehen die Interessen der fünf Staaten weit auseinander und auch wirtschaftlich häufen sich die Probleme.
Außer der Erwartung, dass sie wirtschaftlich aufholen werden und dass daher auch die Aktien gute Entwicklungsmöglichkeiten bieten, haben die 5 Brics-Staaten wenig gemeinsam. Brasilien ist wirtschaftlich und seit der Absetzung der linken Präsidentin auch politisch schwer angeschlagen. Südafrikas Führung kämpft mit schweren Korruptionsvorwürfen. In Russland liegt zwar die Wirtschaft am Boden, das Land agiert aber auf der Weltbühne als Großmacht. China und das Gastgeberland Indien dagegen sind wirtschaftlichen Giganten, von deren Wachstum die ganze Weltwirtschaft abhängt.
Diese fünf unterschiedlichen Staaten wollen sich bei ihrem Gipfel im indischen Goa besser zu koordinieren. Den Versuch ist es wert, vertreten die Fünf doch fast die Hälfte der Weltbevölkerung und ein Viertel der Weltwirtschaft.
Der indische Regierungschefs Narenda Modi möchte erreichen, dass sich der Handel zwischen den Bric-Staaten intensiviert. Geschäftsleuten sollen leichter zu Visa kommen. Über eine eigene Bank, die unabhängig von der Weltbank in Washington agiert, will man Infrastrukturprojekte finanzieren. Chinas Präsident Xi Jinping hätte gerne ein Freihandelsabkommen der fünf Bricsstaaten initiiert, ist aber bisher auf wenig Gegenliebe gestoßen. Billige Waren aus China sind für viele Produzenten eine harte Konkurrenz.
Bei den heißen weltpolitischen Themen, dem Syrienkrieg und dem Streit um das Südchinesische Meer, sind vom Gipfel in Indien kaum neue Initiativen zu erwarten. Außenpolitisch sind Russland und China in der letzten Zeit zusammengerückt. Diese Achse zwischen Vladimir Putin und Xi Jinping wird auch beim Gipfel in Goa sichtbar sein. Auf der anderen Seite steht der indische Premierminister Narenda Modi, der vor allem erreichen möchte, dass von den BRICS-Staaten Druck auf Pakistan ausgeübt wird, damit Pakistan die Unterstützung islamistischer Untergrundkämpfer einstellt. Aber Pakistan hat mit China einen sicheren Verbündeten, der jede Kritik in Richtung Islamabad unterbinden wird. Auf eine allgemeine Verurteilung des Terrorismus wird man sich zweifelsohne einige. Russland würde gerne eine gemeinsame Datenbank der 5 Brics-Staaten über ausländische Kämpfer aufbauen. Aber bei der Definition, wer Terrorist und wer Freiheitskämpfer ist, gehen die Meinungen zwischen Indien, Russland, China, Brasilien und Südafrika auseinander.
Experten im Gastgeberland Indien weisen vor allem auf die Bedeutung der 5 Brics-Staaten für die Zukunft des Welthandels hin, wo nicht mehr die Standards der entwickelten Welt alleine gelten sollen. Für Europäer und Amerikaner, die so gerne nur ihre eigenen Probleme sehen, ein Hinweis, wie sich die Machtverhältnisse verschieben in der globalisierten Welt.