Wie dauerhaft ist dieses Zusammenrücken zwischen Europäern und Amerikanern, das beim Besuch Barack Obamas in Brüssel heute beschworen wurde? Es gibt ja unverändert viele Meinungsverschiedenheiten wie zum Beispiel zu den Abhörpraktiken der NSA oder zum Freihandel?
Die Unterschiede sind natürlich nicht verschwunden, aber sie haben nicht mehr die gleiche Bedeutung, wie vor der Krimkrise. Weil die Europäer feststellen: wenn es um ihre Sicherheit geht, dann sind sie sehr froh, dass die Amerikaner doch noch da sind. Weil es eben keine gemeinsame europäische Armee. Was es gibt ist die NATO, aber die ist glaubwürdig, weil die Amerikaner dabei sind.
Unbeabsichtigt hat Putin durch seinen Einmarsch in der Krim Europäer und Amerikaner einander näher gebracht. Aber für ihre Sicherheit werden die Europäer letztlich selbst sorgen müssen, das hat Obama auch sehr deutlich gesagt. Den Amerikanern geht dafür schlicht das Geld aus.
Welche Botschaft geht von diesem europäisch-amerikanischen Gipfel an die Adresse Wladimir Putins im Zusammenhang mit der Krimkrise?
Da scheint es im Augenblick wieder eine gewisse Hoffnung auf Entspannung zugeben. Weil es zu einem ersten Kontakt zwischen den Außenministern Russlands und der Ukraine gekommen ist, was Russland bisher abgelehnt hat.
Obama hat bei diesem Gipfel sehr entschlossen gewirkt, aber auch sehr kontrolliert. Militärische Abenteuer wird es keine geben. Er hat sogar gesagt: ein starkes Russland ist durchaus in unserem Interesse. Aber keines, das in der Ukraine einmarschiert und der Ukraine Vorschriften macht. An der diplomatischen Isolation Russlands wollen Europäer und Amerikaner festhalten. Der nächste Gipfel der führenden Industrienationen, der ursprünglich im russischen Sotschi angehalten werden sollte, wird ohne Russland ablaufen und in der EU-Hauptstadt Brüssel stattfinden.