Nordkoreas Ultimatum schafft Hochspannung in Asien, MiJ, 21.8.2015

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un droht Südkorea mit Krieg – wieder einmal muss man sagen. Nach einem Schusswechsel an der Grenze hat der kommunistische Diktator seine dortigen Truppen in Gefechtbereitschaft versetzt und Südkorea ultimativ aufgefordert seine  – wie es wörtlich heißt – Propaganda einzustellen. Das Regime in Pjöngjang hat schon mehrmals den Kriegszustand ausgerufen, drum die Frage an unseren Asien-Korrespondenten Raimund Löw, wie gefährlich ist es diesmal?

 

  Es ist eine Eskalation, die sicher ernst zu nehmen ist, was nicht heisst, dass es wirklich zu einem Krieg kommen muss. Es haben sich die Beziehungen zwischen Nordkorea und Südkorea in den letzten Tagen dramatisch verschlechtert. Eine südkoreanische Patrouille ist in der Entmilitarisierten Zone auf Landminen getreten. Die Südkoreaner sagen, die sind aus dem Norden gekommen. Darauf hat Südkorea riesige Propagandalautsprecher reaktiviert, über die politische Werbesprüche in den Norden gesandt werden.

   Da sagt Pjöngjang, das ist ein Kriegsakt, der sofort gestoppt werden muss. Die nordkoreanischen Streitkräfte wurden in Quasikriegszustand versetzt, auch im Süden gibt es Alarmbereitschaft. Der südkoreanische Verteidigungsminister sagt, er erwartet, dass die Nordkoreaner diese riesigen Lautsprecher beschießen werden, die die nordkoreanische Führung so empört. 

   Nordkoreas Kim Jong Un lebt ja richtiggehend von Provokationen des Südens. Aber auch in Südkorea ist jetzt eine Regierung von Hardlinern von der Konservativen Partei an der macht.

    Man darf nicht vergessen, zwischen Nord und Südkorea steht wahnsinnig viel Militär. Seoul, die südkoreanische Hauptstadt ist vielleicht eine Autostunde von der Demilitarisierten Zone entfernt, die so etwas wie die Grenze ist. Wenn man da entlang fährt ist viel Stacheldraht und ein Militärposten neben dem anderen.

Will sich Diktator wichtig machen?

Ja sicher, Kim Jong Un erzeugt ganz bewusst Spannungen. Aber man muss sagen: er ist auch wichtig, ob das den Nachbarn oder dem Rest der Welt  gefällt oder nicht. Denn Nordkorea ist eine Atommacht, vergessen wir das nicht.

Die Grenze oder DMZ zwischen Nordkorea und Südkorea gehört zu den militarisiertesten Gegenden der Welt.

Hinter Nordkorea steht,  unwillig aber doch China, Südkorea ist einer der wichtigsten Vrbündeten der USA.

  Sollte es zu einem größeren Zusammenstoß kommen, könnte es sehr leicht sein, dass auch China und die USA verwickelt werden.

Das ist bisher vermieden worden, aber die Gefahr ist immer da.

Wie reagiert Peking?

Offizielle Stellungnahmen der Regierung gibt es noch keine. Die Internetseiten der Medien berichten knapp und  neutral von der nordkoreanischen Ankündigung.

Für die chinesische Fürhung ist Nordkorea ein schwieriger und auch ungeliebter Verbündeter. Man bekommt   das immer wieder zu hören in  Peking.

  China will Stabilität in der Region, aber kann den verbündeten nordkoreanischen Diktator nicht  los werden. Eine Destabilisierung von außen birgt das eines  Zusammenbruches Nordkoreas, was für China auch sehr riskant wäre.

   Nordkorea ist autark und in hohem Ausmaß souverän. Das Land ist  in Wirklichkeit von niemand abhängig, auch von China nicht, auch militärisch nicht, dafür sorgen die Atombomben des Landes.   China tut sich da sehr schwer einen mäßigenden Einfluss geltend zu machen.

Kim Jong Un gibt wie jeder nordkoreanische Diktator immer wieder Anlass für Spekulationen? Hat er die Zügel überhaupt noch in der Hand? Raimund Löw, Sie sind in Peking, was hört man da, über den zuletzt wohl mehr geduldeten als geschätzten Verbündeten Nordkorea?

  Kim Jong Un hat nach allem was man weiß,  den Machtapparat des Landes unter Kontrolle. Es hat eine Säuberungswelle gegeben, die hat hunderte Funktionäre getroffen,  auch ein angeheirateter Onkle des Diktators wurde erschossen. Es gibt zwar auch Nordkoreaexperten, die glauben, die Militärführung hat mehr zu Sagen als die Familie Kim. Aber in Nordkorea herrscht in Wirklich eine Familiendynastie, die Dynastie der Kims. Kim Il Sung war der Staatsgründer vor 70 Jahren, er hat die Fundamente des Regimes gelegt. Und was wir jetzt haben ist die bisher letzte Generation dieser Familiendynastie, Kim Il Sung war der Großvater des jetzigen Diktators.

 Was er braucht für seine Herrschaft, das ist die permanente Krisensituation. Sein Land soll das Gefühl haben, dass es von Feinden umgeben, aber jederzeit auch selbst zuschlagen kann. Das  ist fast Teil der nordkoreanischen Staatsraison.