Vier Wochen ist es her, dass der japanische Kaiser Akihito in einer seiner seltenen Fernsehansprachen den Wunsch nach einem Rückzug aus den offiziellen Amtsgeschäften deponiert hat. Aber der Kaiser ist das Symbol des Staates, ein Rücktritt ist gesetzlich nicht vorgesehen. Gleichzeitig gibt es viel Verständnis im Land für den 82jährigen Monarchen. Nächste Woche tritt in Tokio der Expertenausschuss zusammen, der klären soll, wie es weitergeht.
Von einem verlangsamten Arbeitsrhythmus des 82jährigen Kaisers ist wenig zu merken in Tokio. Zwei Stunden konferierten Kaiser und Kaiserin zuletzt mit dem Premierminister von Singapur, einem wichtigen Verbindungsmann in Richtung China. Für das nächste Jahr wird eine Reise des Monarchenpaares nach Vietnam vorbereitet, ungeachtet der Strapazen eines solchen Besuches. Bei den internationalen Spannungen mit Peking spielt Vietnam eine Schlüsselrolle. Auf die symbolische Wirkung des Kaisers will die Regierung in Tokio in dieser heiklen Phase nicht verzichten.
Aber Akihito selbst lässt den Politikern keine andere Wahl, als irgendwie auf seinen Wunsch sich zur Ruhe zu setzen einzugehen. Der Parlamentsagbeordnete Naokazu Takemoto von den regierenden Liberaldemokraten hält es trotzdem für unwahrscheinlich, dass der Kaiser die Möglichkeit bekommen wird einfach abzudanken.
Der Kaiser wird weiter im Amt bleiben bis ans Ende seines Lebens. Er ist ja keine Privatperson sondern ein Symbol des Landes. Es könnte aber ein System der Regentschaft eingeführt werden, das es einem Regenten erlaubt öffentliche Aufgaben des Kaisers zu übernehmen.
Als Regent kommt Kronprinz Naruhito in Frage. Dass über eine derartige Veränderung auch nur angedacht wird ist aus Sicht des liberaldemokratischen Abgeordneten Takemoto ein großer Schritt in Richtung Modernisierung.
Mit seiner Erklärung hat sich der Kaiser erstmals als menschliches Wesen mit eigenen Bedürfnissen eingebracht.
Eine Diskussion um die grundsätzliche Rolle des Kaiserhauses kommt nur langsam in Gang in Japan. Die geplante Reform soll nur auf den konkreten Fall des jetzigen Kaisers gemünzt sein. Der mächtige Regierungschef Shinzo Abe persönlich wird die gesetzlichen Vorbereitungsarbeiten leiten. Er nimmt das Anliegen des Kaisers ernst, erklärt der Politikwissenschaftler Tsuneo Watanabe
Viele Konservative bestehen darauf das System nur sehr vorsichtig zu ändern, sagt der Politikwissenschaftler, das ist legitim. Es ist eine Debatte, die gerade beginnt.
Ein Problem der japanischen Thronfolge ist die Beschränkung auf die Männer der königlichen Familie. Thronfolger Naruhito hat aber nur eine Tochter. Dass es einmal eine Kaiserin geben könnte in Japan, was für ganz Konservative unvorstellbar wäre, können sich die meisten Besucher vor den Toren zum Kaiserpalast in Tokio gut vorstellen.
Wir haben in Japan jetzt auch immer mehr Frauen in der Spitzenpolitik, also sollte auch eine Kaiserin möglich sein, sagt eine Frau, alles andere wäre doch eine klare Diskriminierung.
Jetzt geht es noch nicht, wirft ein älterer Herr ein. Aber irgendwann kann es schon dazu kommen, dass wir eine Kaiserin bekommen. Denn ohne kaiserliche Familie an der Spitze wäre das eine traurige Sache für Japan.
Die Herbstsitzung des Parlaments, die über das neue Gesetz beraten wird, hat auf jeden Fall noch wie eh und je Kaiser Akihito eröffnet.