Nadja Bernhard (ORF)
Am G20-Gipfel in China sind die Weltmächte wieder einmal daran gescheitert,
sich auf eine Waffenruhe in Syrien zu verständigen. Vor allem die USA und
Russland haben ihre Differenzen in dieser Frage nicht ausräumen können. In
Syrien hat es heute in Gebieten, die vom Assad-Regime gehalten werden,
mehrere Anschläge mit mindestens 50 Toten gegeben. Auch in der Großstadt
Aleppo wird weiter gekämpft. Die Lage der Menschen dort ist nach mehreren
Monaten Belagerung besonders schlecht. In Hangzhou sind intensive Gespräche
für eine Feuerpause ohne Ergebnis geblieben. US-Präsident Obama hat danach
von harten Verhandlungen und Lücken im Vertrauen zwischen Russland und den
USA gesprochen. Man hatte eigentlich gehofft dass sich die USA und Russland
auf einen Waffenstillstand verständigen können, aber Raimund Löw, die
Gespräche sind gescheitert. Könnte der Syrien-Konflikt jetzt an Intensität
weiter zunehmen?
Löw Raimund (ORF)
Der Anlauf bei diesem Gipfel zu einem Kompromiss zu kommen zwischen den
Westmächten und Russland in der Syrien-Frage, der ist nicht gelungen. Das
ist ein ziemlicher Rückschlag. In Syrien selbst sind die Regierungstruppen
Assads im Vormarsch. Sie werden von Russland unterstützt und Russlands
Präsident Putin sieht keinen Grund sie stoppen. Er glaubt seine Strategie
in Syrien geht auf. Der französische Präsident Hollande sagt, was jetzt
droht ist eine humanitäre Katastrophe in Aleppo und ein weiterer Sprung in
Richtung Internationalisierung des Syrien-Krieges. Es ist eine sehr
gefährliche Dynamik.
Bernhard Nadja (ORF)
Mit dem Gipfel wollte man der lahmenden Weltwirtschaft einen neuen Schub
geben, aber vorgelegt wurden eigentlich nur allgemeine Rezepte. Zeugt das
nicht von einer unglaublichen Hilflosigkeit der G20-Staaten?
Löw Raimund (ORF)
Die G20 sind seinerzeit gegründet worden am Höhepunkt der Finanzkrise, mit
einem Ziel, einen Zusammenbruch des Bankensystems zu verhindern. Das ist
damals gelungen. Jetzt gibt es eine Vielzahl von Problemen, mit denen
umzugehen viel komplizierter ist, in einer Welt die sich eher auseinander
entwickelt. Die Staats- und Regierungschefs warnen vor einem Wiederaufleben
des Protektionismus, dass die großen Wirtschaftsräume beginnen könnten
Barrieren gegeneinander aufzubauen, das wäre sehr schlecht für das
Wachstum. Und ein großer Schatten über der Weltwirtschaft ist Brexit. Alle
sind sehr besorgt wie dieses Abenteuer eines britischen Austritts aus der
EU ausgehen wird. Die britische Premierministerin hat hier relativ
schwierige Tage. Brexit, das betrifft nicht nur Europa, das betrifft auch
Japan, Amerika, China. Niemand weiß wie am Ende Großbritannien stehen wird,
wenn es aus der EU ausgetreten ist.