G 20: Syrienkompromiss gescheitert, ZiB 1, 5.9.2016

Nadja Bernhard (ORF)

Am G20-Gipfel in China sind die Weltmächte wieder einmal daran gescheitert,

sich auf eine Waffenruhe in Syrien zu verständigen. Vor allem die USA und

Russland haben ihre Differenzen in dieser Frage nicht ausräumen können. In

Syrien hat es heute in Gebieten, die vom Assad-Regime gehalten werden,

mehrere Anschläge mit mindestens 50 Toten gegeben. Auch in der Großstadt

Aleppo wird weiter gekämpft. Die Lage der Menschen dort ist nach mehreren

Monaten Belagerung besonders schlecht. In Hangzhou sind intensive Gespräche

für eine Feuerpause ohne Ergebnis geblieben. US-Präsident Obama hat danach

von harten Verhandlungen und Lücken im Vertrauen zwischen Russland und den

USA gesprochen. Man hatte eigentlich gehofft dass sich die USA und Russland

auf einen Waffenstillstand verständigen können, aber Raimund Löw, die

Gespräche sind gescheitert. Könnte der Syrien-Konflikt jetzt an Intensität

weiter zunehmen?

Löw Raimund (ORF)

Der Anlauf bei diesem Gipfel zu einem Kompromiss zu kommen zwischen den

Westmächten und Russland in der Syrien-Frage, der ist nicht gelungen. Das

ist ein ziemlicher Rückschlag. In Syrien selbst sind die Regierungstruppen

Assads im Vormarsch. Sie werden von Russland unterstützt und Russlands

Präsident Putin sieht keinen Grund sie stoppen. Er glaubt seine Strategie

in Syrien geht auf. Der französische Präsident Hollande sagt, was jetzt

droht ist eine humanitäre Katastrophe in Aleppo und ein weiterer Sprung in

Richtung Internationalisierung des Syrien-Krieges. Es ist eine sehr

gefährliche Dynamik.

Bernhard Nadja (ORF)

Mit dem Gipfel wollte man der lahmenden Weltwirtschaft einen neuen Schub

geben, aber vorgelegt wurden eigentlich nur allgemeine Rezepte. Zeugt das

nicht von einer unglaublichen Hilflosigkeit der G20-Staaten?

 

Löw Raimund (ORF)

Die G20 sind seinerzeit gegründet worden am Höhepunkt der Finanzkrise, mit

einem Ziel, einen Zusammenbruch des Bankensystems zu verhindern. Das ist

damals gelungen. Jetzt gibt es eine Vielzahl von Problemen, mit denen

umzugehen viel komplizierter ist, in einer Welt die sich eher auseinander

entwickelt. Die Staats- und Regierungschefs warnen vor einem Wiederaufleben

des Protektionismus, dass die großen Wirtschaftsräume beginnen könnten

Barrieren gegeneinander aufzubauen, das wäre sehr schlecht für das

Wachstum. Und ein großer Schatten über der Weltwirtschaft ist Brexit. Alle

sind sehr besorgt wie dieses Abenteuer eines britischen Austritts aus der

EU ausgehen wird. Die britische Premierministerin hat hier relativ

schwierige Tage. Brexit, das betrifft nicht nur Europa, das betrifft auch

Japan, Amerika, China. Niemand weiß wie am Ende Großbritannien stehen wird,

wenn es aus der EU ausgetreten ist.