Der Friedensnobelpreis an die Europäische Union, das löst Freude bei den Europäern aus, wir haben es gehört. Es gibt aber auch Kritiker, die meinen Bürgerrechtskämpfer wären bessere Adressaten für den Friedensnobelpreis. Haben die Europäer wirklich das Gefühl, dass sie diesen Preis verdient haben, obwohl so viel schief läuft gerade in der Wirtschaftspolitik?
Vor zwei Jahren war ein chinesischer Dissident der Preisträger, vor drei Jahren Barack Obama. Da steckt immer auch eine politische Botschaft dahinter.
Für die Europäer kommt der Friedensnobelpreis haargenau zum richtigen Zeitpunkt. Denn es hat tatsächlich viele Selbstzweifel gegeben in der EU. Die Gefahr einer Auseinanderentwicklung, des Zerfalls, ist nicht gebannt.
Da ist der Friedensnobelpreis so etwas wie ein Weckruf von aussen, der daran erinnert, dass es bei dem Vereinten Europa um mehr geht als ums Erbsenzählen, wer wo, wieviel zahlt.
Hermann van Rompuy, der Ratspräsident, sagt die EU ist die größte Friedensproduzierende Organisation der Geschichte. Wenn man sich die Weltkriege des letzten Jahrhunderts in Erinnerung ruft, dann wird man da schwer widersprechen.
Aber natürlich gibt es auch ablehnende Stimmen, die wieder zurück zum alten Vorrang der Nationen wollen, von EU-skeptischen Rechtspopulisten
Weiss man schon, wer den Preis entgegennehmen wird und wie das Preisgeld verwendet werden soll?
Das ist noch nicht entschieden, und es ist auch nicht einfach. Denn die Europäische Union, das sind ja alle 500 Millionen EU-Bürger.
Die schwedische EU-Kommissarin Malmström schlägt vor es sollten 27 Kinder aus den 27 EU-Staaten den Preis übernehmen. Aber eines stimmt schon auch: ohne EU-Institutionen, hätte es diese lange Friedenszeit nicht gegeben.
Kommissionspräsident Barroso als eine Art Chef der EU-Regierung wäre da sicher auch ein Kandidat.
Grund zur Selbstzufriedenheit für die Europäer gibt es sicher nicht. Der Gedanke der europäischen Solidarität ist ganz schwach verankert. Und im Kampf gegen die Finanzspekulation war die EU bisher nur mässig erfolgreich.