Das antimuslimische Massaker in Neuseeland und der rassistische Terrorismus

Neuseeland gilt als friedliches Land, größere politische Konflikte sind keine bekannt. Warum hat der Terrorist in Christchurch ausgerechnet in Neuseeland diese beiden Moscheen angegriffen und dieses Massaker mit 50 Toten angerichtet? Gibt es dazu bereits Informationen?
Die Ermittlungen haben erst begonnen. Ein klareres Bild wird man vielleicht erst haben, wenn der Mann vor Gericht steht.
Was auffällt: Der Attentäter hat ja ein Manifest ins Internet gestellt, in dem er seine rassistische Ideologie darlegt. Da kommt Neuseeland kaum vor, es geht dauernd um Europa und den Rassenkrieg, den er hier entfachen will. Er hat ja vorher auch Europa bereist, er war auch in Österreich. Seine Tat hat er als internationales Fanal geplant gehabt.
Aber natürlich: vor allem in Australien, von wo der Terrorist kommt, gibt es eine Tradition des weißen Rassismus, die ist nicht weiß gut wie groß, aber die ist schon noch vorhanden. Bis in die 1960er Jahren hat es in Australien eine weiße Einwanderungspolitik – das lief unter White Australia Policy und war eine offen rassistische Politik.
Das gibt es seit langem nicht mehr.
Australien und Neuseeland eine bunte Multikultigesellschaft geworden. Mit vielen Zuwanderern vor allem aus China, aus Indien und anderen Regionen Asiens.
Wobei in Neuseeland die einzigen, die keinen Migrationshintergrund haben, um einen bei uns üblichen Begriff zu verwenden, die Ureinwohner sind, die Maori. Und die Aborigines in Australien. Die Ureinwohner fühlen sich von weißem Rassismus genauso bedroht, wie Muslime oder andere Minderheiten.
In Neuseeland werden dieser Tage die Opfer des Angriffs auf die beiden Moscheen der Stadt Christchurch begraben. Wie gehen die Menschen in dem kleinen Inselstaat mit diesem Schock um?
Neuseeland hat eine junge Premierministerin, Jacinda Ardern, die ist in diesen Tagen zum Symbol eines trotzigen Widerstands gegen Haß und Gewalt geworden. Sie hat nicht nur die Trauer und den Schock des ganzen Landes ausgedrückt. Sie hat das mit einem Bekenntnis zu Vielfalt, Mitgefühl und Solidarität verbunden.
Vom amerikanischen Präsidenten Donald Trump hat sie verlangt, dass er sich mit allen islamischen Gemeinden solidarisch erklärt. Was eine sanfte Kritik war, weil sie genau weiß, dass Trump so etwas nicht tun wird.
Konkret sind ab heute alle Sturmgewehre und halbautomatische Waffen verboten in Neuseeland. Bis jetzt hat es sehr lockere Waffengesetze gegeben in Australien. Brenton Tarrant, der Attentäter, ist ja ein australischer Staatsbürger, der in Neuseeland gewohnt hat und sich all seine Waffen, mit denen er das Blutbad angerichtet hat, ganz legal mit einem Waffenschein besorgt.
Ein eigenes Rückkaufprogramm für Schusswaffen, soll die Sicherheit erhöhen.
Ein vergleichbares Massaker hat es vor 8 Jahren in Norwegen gegeben. Wo ein rechtsextremer Terrorist namens Anders Breivik 77 Menschen umgebracht hat, zumeist Kinder und Jugendliche eines sozialistischen Jugendlagers. Der neuseeländische Attentäter soll sich Breivik zum Vorbild genommen haben. Wo liegen die Gemeinsamkeiten?
Es gibt eine gemeinsame Ideologie, und die ist beängstigend. Sowohl der Norweger Breivik als auch der Australier Tarrant haben im Internet ausführlich ihre Ideen dargestellt. Im Fall des Australiers ist das ein sogenanntes Manifest von 77 Seiten. Das ist ein Text, der eine Art neue, faschistische Weltsicht begründen will, so ähnlich wie das Hitlers in Mein Kampf getan hat.
Der Titel dieses Textes lautet: Der Große Austausch. Gemeint ist ein Bevölkerungsaustausch, von dem angeblich die weißen Christlichen Bevölkerung bedroht ist, die weiße Rasse, durch Migration und zwar vor allem islamische Migration.
Dieser Prozess wird als große Verschwörung dargestellt, die globalisierte Finanz und die Flüchtlinge stecken alle unter einer Decke um diesen sogenannten Großen Austausch zu bewerkstelligen.
Die Schlussfolgerung der Terroristen wie Tarant oder Brexit aus diese Wahnvorstellung: es muss ein Krieg geführt werden, gegen die Muslime. Es müssen bürgerkriegsähnliche Zustände herbeigeführt werden.
Die Flüchtlinge werden als Invasoren bezeichnet, die quasi militärisch bekämpft werden müssen. Daher auch die Kriegsphantasien und die Bezüge auf die Kreuzzüge des Mittelalters, bei denen christliche Heere in islamische Machtgebiete gezogen sind.
Diese Vorstellungen von den Flüchtlingen und Moslems als Invasoren, sind nicht auf Rechtsextreme beschränkt. Man findet diese Ideen bei Donald Trump, bei Viktor Orban und auf vielen rechtspopulistischen Internetseiten in Europa.

Für den Attentäter von Neuseeland war es ganz besonders wichtig, dass die Szenen, wie er dieses Blutbad anrichtet, im Internet verbreitet wird. Haben wir es mit einem neuartigen Terrorismus für das Internet und mit dem Internet zu tun?
Das Internet wird schon lange von Terroristen ausgenützt, aber was in Christchurch passiert ist, das hat eine neue Dimension. Der Attentäter hat ja während er gemordet hat gefilmt. Er hat eine GoProKamera am Kopf getragen und alles direkt life auf Facebook gestellt.
17 Minuten lange waren das. Und die Aufpasser von Facebook oder Youtube haben relativ lange gebraucht, um die Verbreitung dieses Videos zu stoppen. Millionen wollten sich das Anschauen, dieses Massaker, Hunderttausende haben es tatsächlich getan. Auf Facebook, Youtube oder anderen Plattformen.
Das Verbrechen hat ein politisches Ziel gehabt, rassistische Gewalt anzustiften. Es soll Nachahmer geben. Die Vielfalt unserer Gesellschaften, das Zusammenleben verschiedener Kulturen und Religionen in unseren Ländern im Westen soll verunmöglicht werden. Das Internet ist dazu heute das Instrument, wie vielleicht faschistische Aufmärsche und Hetzreden auf Flugblättern bei den Faschisten alten Typs, früher.
In Europa hat es den rechtsradikalen Terroristen Breivik in Norwegen gegeben, aber auch zahlreiche islamistische Anschläge. Ob es bei einer Schießerei in der Straßenbahn von Utrecht, in den Niederlanden, terroristische Hintergründe gibt, wird noch untersucht. Ist der Terror der Dschihadisten die andere Seite der Medaille?
Keine Frage, zwischen diesen Extremisten gibt es Ähnlichkeiten. Das sieht man sogar daran, wie auch islamistische Dschihadisten das Internet benützen. Die Rekrutierung, die Propaganda, das läuft alles über das Internet. Der IS hat ja auch gefilmt, die Leute ermordet worden sind, und hat diese Filme dann ins Internet gestellt, als Hinrichtung.
Wenn man der Wahnvorstellung folgt, dass alles ethnisch rein sein muss oder dass ein Religion oder Kultur herrschen muss . Und wenn man es nicht aushält, dass verschiedene Kulturen und verschiedene Religionen gleichberechtigt nebeneinander leben, dann schafft man die Grundlage für eine solche Art von Gewalt.

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