Abu Graib – neue Bilder, 17.2.2006

Vor dem amerikanischen Kongress hat Verteidigungsminister Donald Rumsfeld angesichts der neuen Bilder ueber Gefangenenmisshandlungen in Abu Graib versichert, dass Folter in den amerikanischen Streitkraeften verboten sei. Die am Skandal Beteiligten seien laengst streng bestraft worden. In den amerikanischen Medien haben die Bilder, die seit Tagen in der arabischen Welt gezeigt werden, nur wenig Widerhall gefunden.
Seite 20 in der Washington Post, Seite 14 in der New York Times. Zu groesserer Prominenz haben es die neuen Horrorbilder aus Abu Graib in den wichtigsten amerikanischen Zeitungen nicht gebracht. Eine populaere Internetseite namens Salon.com, hat sich zwar entschlossen eine Auswahl zu veroeffentlichen, aber die grossen Fernsehstationen blieben auffaellig zurueckhaltend.
Dabei bestreitet niemand, dass Bilder und Videos echt sind. Im Gegenteil: das Pentagon sagt, sie waren immer schon Teil des Abu Graib Dossiers, das zu strengen Militaergerichtsverfahren gegen die beteiligten Soldaten gefuehrt hat. Donald Rumsfeld hatte schon bei den ersten Hearings unmittelbar nach Ausbruch des Skandals vor 2 Jahren gewarnt, dass es noch hunderte bisher unveroeffentlichte Folterdokumente gibt. Dem zustaendigen Kongressausschuessen wurden sie gezeigt, aber gegen eine voellige Freigabe hat sich das Pentagon bisher erfolgreich gewehrt. Gegen die Entscheidung eines Richters, die Oeffentlichkeit habe ein Recht auf diese Unterlagen, legte die Regierung Berufung ein.
Sowohl Pentagon als auch Aussenministerium argumentieren in Washington, der Sumpf von Abu Graib sei laengst trockengelegt. Die Veroeffentlichung dieses alten Materials foerdere nichts Neues zu Tage und sei nur angetan die Emotionen in einer sowieso extrem schwierigen Situation nur noch mehr anzuheizen.
Von vor zwei Jahren hatte dder Generalstabschef persoenlich gegen die Veroeffentlichung der inzwischen weltberuehmten allerersten Abu Graib Dokumente im Fernsehsender CBS interveniert. Aber die Sendungsverantwortlichen liessen sich auch durch das Argument, die zu erwartenden Proteste wuerden das Leben amerikanischer Soldaten gefaehrden, nicht beeindrucken.
Diesmal reagieren die meisten amerikanischen Medien anders. Washington Post Herausgeber Leonard Downie sagt sogar, seine Zeitung verfuege schon seit Jahren ueber solche Bilder. Sie seien aber fuer eine Veroeffentlichung viel zu obszoen und brutal. Ueber die Folteraffaire selbst habe man ja sowieso ausfuehrlich berichtet.
Buergerrechtsorganisationen sind dagegen der Meinung, das ganze Ausmass des Abu Graib Skandals werde erst klar, wenn man auch diese bisher unveroeffentlichten Bilddokumente sieht. Sie verlangen nach den abgeschlossenen internen Militaergerichtsverfahren eine unabhaengige Kommission, die auch die Verantwortung in den oberen Kommandoraengen untersucht.

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