Schiffskatastrophe am Jangtse, MiJ, ZiB, 2.6.2015

Es klingt fast wie ein Wunder, aber es ist den Rettungstauchern vor kurzem wieder  gelungen,  eine 65jährige Frau zu retten, die in einer Luftblase überlebt hat.  Aber mehr als 400 Personen sind Vermisst. Das chinesische Fernsehen zeigt eine großangelegte Rettungsaktion mit hunderten Helfern, auch Militärtaucher wurden zu der Unglückstelle am Jangtsekiang abkommandiert. Das Unglücksschiff mit dem Namen Stern des Orients treibt mit dem Kiel nach oben im Fluss.  Das könnte bedeuten, dass es eine ganze Reihe von Luftblasen gibt, in denen auch noch mehr Menschen überlebt haben.  405 Passagiere, fünf Reisebüromitarbeiter und eine 47köpfige Besatzung waren an Bord des Kreuzers.

  Die Rettungsmannschaften klopfen und hämmern, um herauszufinden, ob es noch Überlebende gibt und wo.   Das Fernsehen zeigt auch Li Keqiang, den Premierminister, der sich auf dem Weg zur Unglücksstelle befindet. Die Regierung demonstriert, wie ernst die Katastrophe genommen wird.

  Der vierstöckige Kreuzer befand sich auf einer fünftägigen  Vergnügungsfahrt, an der von Shanghais aus vor allem Senioren teilgenommen haben. Der Jangtsekiang ist der längste Fluss Asiens und wegen seiner Naturschönheiten ein beliebtes Touristenziel. Urlaubsfahrten zu den berühmten Drei Schluchten werden von Jahr zu Jahr populärer.

  Gestern abend herrschte extrem schlechtes Wetter. Der Kapitän, der zu den wenigen Überlebenden gehört, sagt, dass Schiff sei von einem Tornado getroffen worden und innerhalb weniger Minuten umgekippt. Es war 9 Uhr 30 am Abend und die meisten Reisenden befanden sich im Augenblick der Katastrophe auf ihren Zimmern. So schnell ist alles gegangen, dass niemand daran dachte ein Notsignal auszuschicken. Alarm wurde erst gegeben, als einige Überlebende es geschafft haben aus eigener Kraft zum Ufer zu gelangen. Wieso der Kapitän darunter ist, obwohl noch so viele Passagiere vermisst sind, wird eine der zu klärenden Fragen sein. Wie bei anderen großen Katastrophen in China ist im Internet eine Diskussion über den laxen Umgang mit Sicherheitsvorkehrungen ausgebrochen.

Es ist die größte Schiffskatastrophe Chinas seit Jahrzehnten. Die Betroffenheit ist bei den Menschen in ganz China deutlich zu spüren. Schließlich träumen viele davon, selbst einmal eine Kreuzfahrt am legendären Fluss des chinesischen Volkes zu machen.