EU-Budgetgipfel, ZiB 1

Es ist ein ziemlich schwieriger Gipfel, was man schon daran erkennt, dass er

formal noch gar nicht begonnen hat, obwohl die ersten Staats und

Regierungschefs hier schon gegen Mittag eingetroffen sind in Brüssel.

Herman van Rompuy, dem Ratspräsidenten, ist es bisher noch nicht gelungen

in der Vorbereitungsphase die großen Drei, Deutschland, Frankreich und

Großbritannien, auf die groben Linien eines gemeinsamen Kompromisses

einzuschwören. Cameron sagt nach wie vor, das Budget muss kleiner werden,

sonst stimmt er nicht zu. Francois Hollande sagt genau das Gegenteil, aus

Europa muss es Geld für Wachstum geben, diese Fronten sind nach wie vor

hart. Aber andererseits ist der Druck immens auf die Europäer, hier dieses

Langzeitbudget für die nächsten sieben Jahre tatsächlich zu beschließen, um

zu zeigen, dass Europa funktioniert.

Freund Eugen (ORF)

Und wie soll jetzt ein Kompromiss zustande kommen, wenn jeder mehr

herausholen will, als er tatsächlich einzahlt?

Löw Raimund (ORF)

Relativ gesehen sind das überschaubare Beträge. Vergessen wir nicht, das

EU-Budget macht ein Prozent der Wirtschaftsleistung Europas aus, die

Budgets der Nationalstaaten sind 30, 40, 45 Mal größer, da gibt es immer

Flexibilität, wenn es den politischen Willen gibt. Die Zahl, die hier

zirkuliert zwischen den Staats- und Regierungschefs informell zurzeit sind

957 Milliarden Euro an Verpflichtungen, also doch deutlich weniger als die

1000 Milliarden über sieben Jahre, aber alles Geld, das es in Brüssel gibt

wird ja nicht abgeholt, die Töpfe werden nicht voll abgerufen und David

Cameron könnte zum Beispiel sagen, diese 957 Milliarden sind real nur 900

Milliarden, weil nur 900 Milliarden abgeholt werden. Ob es zu einem solchen

Kompromiss kommt oder nicht ist eine Frage des politischen Willens, ob es

den gibt wird man in dieser Nacht sehen und vielleicht auch noch morgen am

Vormittag oder am Nachmittag.