70 Jahre Hiroshima, MiJ, 5.8.2015

Zum 70. Mal jährt sich morgen der amerikanische Atombombenabwurf auf Hiroshima.  Fast 100 000 Menschen sind durch die Explosion getötet worden. Weitere Zehntausende starben in den Monaten danach an den Folgen. Zwei Tage später folgte der zweite Angriff auf Nagasaki. Es waren die bisher einzigen Fälle, in denen Nuklearwaffen zum Einsatz kamen. Japan hat wenige  Tage darauf kapituliert. Der Zweite Weltkrieg war auch im Pazifik beendet. Gleichzeitig hat das Atomzeitalter begonnen, mit einem nuklearen Wettrüsten, das die Menschheit mehrmals knapp an den Rand eines verheerenden Atomweltkrieges brachte. In Hiroshima selbst ist die Erinnerung an den furchtbaren 6.August 1945 noch sehr präsent. Für morgen ist eine große Erinnerungsfeier im Friedenspark im Zentrum der Stadt geplant.

Aus aller Welt sind Antikriegsaktivisten  für die morgige Gedenkfeier nach Hiroshima gekommen. Auf  den Transparenten  findet sich die alte Forderung der Friedensbewegung nach einer atomwaffenfreien Welt, die fast etwas in Vergessenheit geraten ist.

Im Stadtzentrum, wo  vor 70 Jahren das Epizentrum der Explosion lag, wurde als  Gedenkstätte ein Friedenspark mit einem Museum errichtet.

Hiroshima ist heute eine pulsierende japanische Großstadt.  Bei Bauarbeiten werden immer wieder Trümmer aus der Kriegszeit gefunden, aber die Radioaktivität ist seit langem verschwunden, versichert uns Professor Nanao Kamada , der führende Strahlenspezialist, die  Stadt ist völlig sicher.

 

Die radioaktive Strahlung der Explosion mit Neutronen und Gamastrahlen selbst hat eine Minute angehalten. Danach kam die verbleibende Reststrahlung von Metallteilen und Erdpartikeln, die zwei Wochen, höchstens einen Monat angehalten hat.

Heute ist die Strahlung in Hiroshima nicht anders als in Wien oder irgendeiner anderen Stadt der Welt, sagt Professor Kamada

 

Im menschlichen Körper sind allerdings die Folgen der Strahlung  lange Zeit zu spüren, bis die Opfer sterben. Die radioaktive Strahlung beschädigt die menschlichen Gene, das führt zu Krebs und  anderen Krankheiten, die auch jetzt nach 70 Jahren noch auftauchen.

 

In Japan werden die Überlebenden Hibakusha genannt. Es sind etwa 180 000 Menschen, die in Opferverbänden organisiert sind.

Yukio Yoshioka  war mit seinem Vater zum Zeitpunkt der Explosion 1,7 Kilometer vom Epizentrum entfernt, erzählt er uns, er war damals 15 Jahre alt und von der Armee des Kaisers mit seiner ganzen Schulklasse für Bauarbeiten rekrutiert.

Plötzlich kam ein Blitz, ein riesiger  unvorstellbarer Blitz,  ich bin ohnmächtig geworden durch die Explosion, sie hat mich weit weggeschleudert. Ich erinnere mich nur mehr an den Blitz,  bis mich mein Vater  gefunden hat und gerettet hat.

Es war die  Hölle auf Erden rund um uns, erinnert sich der Hiroshimaüberlebnde Yukio Yoshioka. Es gab da eine hölzerne Brücke, die noch gestanden ist. Die Brücke waren voller Toter und Sterbender.  Die

Hitze unerträglich. Wer konnte hat um Hilfe gerufen. Niemand hat mehr Kleider am Leib gehabt, die Haut war überall verbrannt.  Im Fluss waren lauter Tote.

 

Yukio Yoshioka  hat überlebt, einer wenigem im Stadtzentrum. Er zeigt uns die tiefen Narben, an den Beinen, den Armen ,  am Rücken. Nur drei  Klassenkameraden haben überlebt. Wir haben damals geglaubt, dass es eine Ehre ist, für den Kaiser in den Tod zu gehen.

 

Mit 70 Jahren Abstand, wer trägt die Verantwortung für die Katastrophe von Hiroshima? Yukio Yoshiokas Yukio Antwort ist eindeutig:

Die japanische Armee,  der Kaiser,  die Marine und alle Streitkräfte , sie haben uns in den Krieg geführt, sie   tragen die Verantwortung. Sie haben uns nur Lügen erzählt und sie haben mit dem  Morden angefangen, so Hiroshima überlebnder Yuko Yoshioka.

Die Atombombe war trotzdem ein Verbrechen, nach internationalem Recht. Und niemand ist bestraft worden. Giftgas ist verboten und im Krieg Zivilisten zu töten auch.  In Hiroshima wurden 200 000 umgebracht. Wenn das kein Verbrechen ist, was dann?

Yuko Yoshioka sagt, dass er, wie viele andere Überlebende,  wütend ist über die gegenwärtige  Regierung in Tokio, die durch eine Änderung der Gesetze eine aktivere Militärpolitik Japans möglich machen will.

Die   Hiroshima Gedenkfeiern, die im Japan seit Tagen im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, bekommen  durch die  Auseinandersetzung um die zukünftige Sicherheitspolitik  auch eine aktuelle politische Note.