Chinesisches Neujahr im eisigen Nordchina, 31.1.2017

China feiert diese Woche das Jahr des Hahnes. Das Fest hat letzten Samstag begonnen und zieht sich über die ganze Woche. In China sind hunderte Millionen Menschen unterwegs, um aus den großen Städten rechtzeitig zurück ins Dorf zu kommen, wo dann alle Generation um den Tisch sitzen. ORF-Asienkorrespondent Raimund Löw hat das Neujahrsfest im hohen Norden Chinas erlebt, in der an Sibirien grenzenden Stadt Harbin, die wegen ihres jährlichen Eisfestivals bekannt ist.
Eine Woche lang begrüßen Feuerwerke und Kracher in ganz Asien das chinesische Neue Jahr. Nicht umsonst hat das Reich der Mitte das Schießpulver vor Jahrhunderten als erstes erfunden.
Ganz so wie die Tradition es will wetteifern die Städte mit ihren spektakulären Shows. Hunderte Millionen sind in ihre Heimatgemeinden gereist, um im Kreis der Familie das Jahr des Hahnes zu feiern.
Die nordchinesische Stadt Harbin ist für ihre Eisskulpturen bekannt. Die Eiswelt zieht jeden Tag zehntausende Besucher an. Es ist der größte Vergnügungspark aus Eis auf dem Kontinent. In der Neujahrswoche ist Hochbetrieb.
Wei Yong, Besucher aus Nanjing: “ Unglaublich, es ist wirklich alles aus Eis. Wir sind das erste Mal hier und beim Neujahrsfest nicht zu Hause.“,“ Ich heiße Wei Sicheng und am Liebsten habe ich das Eiskarussel.“, Gao Bing, Besucherin aus Liaoning:“ So schön ist das hier. Man fühlt sich fast wie im Traum, fantastisch.“
Um riesige Eisblöcke aus dem gefrorenen Fluss zu schneiden, waren 15 000 Menschen im Einsatz. So entstehen die Bausteine für die Eispaläste. Ein Werk der Superlative, wie es populär ist im China von heute.
Der russische Einfluss ist überall zu spüren in der nordchinesischen Stadt. Sibirien ist Nachbarschaft. Früher lag hier das Herz der Mandschurei.
Wir sind beim Neujahrsessen der Familie Liu Libin geladen. Drei Generationen versammeln sich zum Festmahl.
Jiang Xiaoli, Mutter:“
Fisch aus Harbin muss dabei sein, er symbolisiert Wohlstand.
Dann haben wir Schweinsfüße, sie bedeuten, man wird viel Geld verdienen. Dann das Huhn, wir haben ja jetzt das Jahr des Hahnes, der steht für Erfolg im Neuen Jahr.“
Der Familienvater hat Töchter und Schwiegersöhne aus dem fernen Shanghai geladen. Die Reise über 2000 Kilometer ist für die Jungen Pflicht.
LIU LIBIN, Familienvater: “ Unser Neujahrsfest hat tausende Jahre Tradition, das kommt von unseren Vorfahren. Die ganze Familie muss versammelt sein, um das neue Jahr zu begrüßen.“
Das ganze Land wartet diesen Abend auf die Neujahrsgala im Fernsehen. Eine Milliarde Menschen sehen zu. Die chinesische Neujahrsshow ist das größte TV-Ereignis der Welt.
Die Einlagen sind strikt parteitreu und superpatriotisch. Ein Segment kommt aus der Eiswelt von Harbin, das macht alle stolz.
Zu viel Kitsch, finden allerdings kritische Geister.
Liu Chang, Universitätslektorin: “ Die Abendgala habe ich immer sehr gern gehabt. Es treten alle Stars auf. Die Fans warten gespannt, was ihre Lieblinge jedes Jahr zu bieten haben.“
Familienvater Liu Libin ist in der Pension zum Kung Fu-Liebhaber geworden. Den Gästen aus Europa führt er seine nicht ganz ungefährlichen Künste gerne vor.
Zu den Attraktionen von Harbin gehört dieser Mann. Der 60jährige Jin Songhao spürt keine Kälte. Den Minus 20 Grad setzt er sich ungeschützt aus, während wir verweichlichte Europäer im Wintermantel frieren.
Jin Songhao, EISKÜNSTLER:“ Ich stehe im Guiness Buch der Rekorde, dort steht, dass niemand in der ganzen Welt so lange Körperkontakt mit Eis halten kann wie ich.“
1 Stunde und 53 Minuten im Eis, das ist sein Weltrekord.
In Nacht erstrahlt die Eiswelt von Harbin in bunten Farben. Das Publikum ist begeistert, obwohl man tief in die Tasche greifen muss. Umgerechnet 40 Euro pro Person kostet der Spaß.
Seit der Zeit Mao Tsetungs hat China einen weiten Weg zurückgelegt.
Für die ältere Generation ist die Erinnerung an früher noch wach.
ZHANG SULAN, GROSSMUTTER:“
Unter dem Vorsitzenden Mao hat es auch Familienfeiern gegeben. Aber das Leben war nicht so gut wie jetzt. Wir hatten viel weniger zu Essen.“LIU SHENYONG, GROSSVATER: “
Das Leben war hart. Es hat die japanische Besatzung gegeben und den Bürgerkrieg. Dann ist es langsam besser geworden.“
Der Alltag ist oft noch immer hart. Trotzdem hofft China, dass 2017 ein unbeschwertes Jahr des Hahnes wird.