Hoffnungen auf russische Hilfe gibt es ganz sicherlich in Zypern, aber ganz
sicher nicht in Brüssel, da ist es eher umgekehrt. Die Europäer sind sehr
misstrauisch gegenüber Wladimir Putin und seinen internationalen
Ambitionen. Es wird zwar morgen eine Delegation der Europäischen Kommission
in Moskau sein, um zu verhandeln über andere Fragen der Zusammenarbeit,
aber das Verhältnis ist unterkühlt. Und es ist auch die Frage, ob diese
Erwartungen wirklich realistisch sind, dass russisches Geld kommt. Es hat
schon in den letzten Monaten immer wieder Versuche gegeben aus Zypern, mit
Moskau zu verhandeln, das hat nicht zu einem Ergebnis geführt. Es gibt
jetzt ja keinen Vorschlag – bis jetzt keinen Vorschlag – wie Russland sich
beteiligen könnte. Auch wenn es einen solchen Vorschlag gäbe, müsste erst
die Euro-Gruppe, müssten erst die Länder der Euro-Zone entscheiden, ob sie
das wirklich akzeptieren wollen oder nicht. Das schaut ziemlich schwierig
aus.
Leitner Tarek (ORF)
Unabhängig davon, welcher Plan B jetzt tatsächlich verfolgt wird oder zu
einem Ende kommt: Wie lange wird denn Brüssel da noch zuschauen können,
dass sich in Zypern im Moment tatsächlich nichts tut?
Löw Raimund (ORF)
Es verschärft sich die Tonart. In Zypern selbst sagt man ja, Deutschland ist
schuld, Brüssel ist schuld. In Brüssel sagt man, der zypriotische Präsident
hat eine Kehrtwende gemacht. Man hat den Eindruck, jeder gibt dem anderen
die Schuld für einen Plan, der ja in Wirklichkeit einstimmig beschlossen
wurde. Der größte, massivste Druck kommt von der Europäischen Zentralbank:
Die sagt, sie könnte in wenigen Tagen, in kurzer Zeit gezwungen sein, den
Geldhahn für die zwei größten zypriotischen Banken zuzudrehen, wenn es
keinen glaubwürdigen Sanierungsplan gibt.