Wirtschaftsjournalist schuld an Börsenkrach? ZiB 24, 1.9.2015

Der Börseneinbruch in China hat Anfang des Monats weltweite Verunsicherung in der Finanzwelt ausgelöst.  Die Aktienmärkte haben sich zwar vorläufig stabilisiert. Aber die Suche nach den Ursachen läuft. Die chinesische Regierung gibt falschen Gerüchten die Mitschuld . 197 Personen wurden bestraft, darunter auch ein Journalist.  Die breite Öffentlichkeit in Peking steht ganz unter dem Vorzeichen einer großen Militärparade, die die Regierung diese Woche zum Ende des Zweiten Weltkrieges durchführen wird.

Von Börsenkrach will das offizielle Peking nichts wissen. Die  ganze Stadt bereitet sich auf die  Parade zum einstigen Sieg im Zweiten Weltkrieg vor.

10 000  Soldaten beiderlei Geschlechts üben seit Monaten für den großen Tag und Chinas Medien sind   dabei.

Für den  Absturz der Aktien war medial kaum Platz

Doch  heute haben die Behörden Schuldige für die schlechten Nachrichten   ausgemacht.

Fast 200  Personen werden  wegen Verbreitung falscher Gerüchte bestraft. Auch  ein angesehener Journalist ist darunter.

Der Reporter hat berichtet, dass  die Regierung kein  Geld mehr  in die Börsen  pumpt,

obwohl das offiziell niemand bestätigt.

Dass die Börsenanalyse eines Wirtschaftsjournalisten zum Kriminalfall wird, zeigt, wie dominant in China nach wie vor  die autoritären Reflexe sind.  Kaum jemand glaubt ernsthaft, dass es sinnvoll ist die Polizei zu schicken, um gegen einen Börsencrash vorzugehen.  Aber  viele Bürger haben  Geld verloren, da ist es für die Regierung von Vorteil angebliche Schuldige zu präsentieren.

Chinas reale Wirtschaft wächst dieses Jahr  immer noch viel rascher als anderswo.  Der  Einfluss der Aktienmärkte bleibt beschränkt.

GAN JIE, ÖKONOMIN, Graduate School of Business, Peking

 

Die Distanz der chinesischen Aktienwerte  zur Realwirtschaft hat damit zu tun, dass die Börse nicht  effizient funktioniert.   Die Regierung muss jetzt feststellen, dass es für sie gar nicht  einfach ist,  die  Kurse zu beeinflussen.

HUGO LANG, WIENERBERGER CHINA

Die Börse wird als  eine Art Barometer angesehen, wenn die Aktien fallen, dann glauben viele, dass auch die Wirtschaft schwach ist.

TEXT RL:

Aber Tatsache ist auch, dass an Chinas Börsen viel mehr kurzfristig spekuliert wird, als im Westen.

INSERT: MARTIN GLATZ, ÖSTERREICHISCHER HANDELSDELEGIERTER, PEKING

TEXT RL:

Im Zentrum der  Aufmerksamkeit steht sowieso der 70. Jahrestag des Sieges über Japan.  800 000  Freiwillige  sorgen dafür , dass nichts Unvorhergesehenes passiert. Bei der Generalprobe genauso wie  bei der echten Parade am nächsten Donnerstag.