Warum der Gipfel mit Putin für Trump so ein Desaster war, ORF, 19.7.2018

Der amerikanische Präsident Donald Trump ist jetzt wieder zu Hause in Washington, nach seiner Woche in Europa. Und vor allem wegen seines Auftretens mit dem russischen Präsidenten Vladimir Putin musste er unmittelbar nach seiner Rückkehr herbe Kritik einstecken. Hat sich diese Aufregung in den USA jetzt gelegt oder ist die Position Trumps ernsthaft beschädigt?
Seit dem Trump Präsident ist, hat er sicher noch nie so viel Gegenwind gehabt, wie jetzt. Es sind natürlich die Demokraten. Im Herbst Kongresswahlen, die Demokraten die eine Chance sehen in Hinblick auf die Kongresswahlen im Herbst gegen die Republikaner zu punkten.
Bei den Republikanern rumort es gewaltig. Und vor allem die Geheimdienste, die sehr wichtig sind in Amerika, widersprechen dem Präsidenten.
Es ist schon wirklich unglaublich. Es wird ernsthaft diskutiert in den amerikanischen Öffentlichkeit, ob der Präsident nicht ein bezahlter Agent Russlands ist, seit vielen Jahren. Nach diesem Auftritt mit Putin. Man muss sich das einmal vorstellen.
Dem Präsidenten der Vereinigten Staaten wird Hochverrat vorgeworfen. Nicht von irgendeinem linken Radikalinski sondern vom ehemaligen Geheimdienstchef. So etwas hat es noch nie gegeben.
Trump selbst versucht zurückzurudern, er sagt er hat sich versprochen., wie er in Helsinki gesagt, er kann sich nicht vorstellen, warum Russland hinter den manipulierten Internetbotschaften im Wahlkampf gewesen sein soll. Er hätte sagen wollen, er kann sich nicht vorstellen warum es nicht Russland gewesen sein soll. Also ein Problem mit der doppelten Verneinung.
Rasend glaubwürdig ist diese Version nicht, denn für dieses Dementi hat er ein paar Tage gebraucht.
Aber Donald Trump ist Präsident der Vereinigten Staaten, an der Machtposition hat sich nichts geändert. Seine Anhänger im rechten Lager hat er hinter sich. Von Impeachment, also Amtsenthebung ist interessanterweise kaum die Rede.

Was regt denn die Kritiker am Treffen Putin-Trump besonders auf? Eine verbesserte Gesprächsbasis nach Jahren der heftigen Kontroversen sind doch nichts schlechtes?
Natürlich, in der Weltpolitik hat es ein Comeback Russlands gegeben. Durch offensive Militäraktionen. In Syrien und durch den Einmarsch in der Krim gegen die Ukraine, das waren bedrohliche Entwicklungen, die von Russland ausgegangen sind. Das schafft viel Unsicherheit.
Eine bessere Gesprächsbasis mit den USA wäre dringend erforderlich.
Darüber spricht man kaum in den USA. Dafür gibt es oft eine richtige Verteufelung Putins, die übertrieben ist, bei aller Kritik.
Umso mehr ist man verstört ist man in Amerika über die fast unterwürfige Art, mit der Trump Putin begegnet hat.
Das war wirklich eine man muss fast sagen jämmerliche Performance von Trump. Trump hat Putin mehr oder weniger in allem recht gegeben, auch in Fragen, in denen es große Meinungsunterschiede zwischen Russland und Amerika gibt. Das macht sonst kein Staatschef, jeder verteidigt sein eigenes Land.
Da waren viele wirklich ziemlich sprachlos.

Russland feiert Vladimir Putin als den Gewinner dieses Treffens. Was kann Russland wirklich erwarten durch bessere Beziehungen zum amerikanischen Präsidenten?
Für Putin ist das eine sehr zweischneidige Sache. Klar, in Russland wird er als Sieger gefeiert, und da war er ja auch.
Aber das heisst noch lange nicht, dass jetzt Trump und Putin die Welt regieren.
Im Gegenteil: wenn Trump geschwächt ist, wie jetzt, dann kann er innerhalb Amerikas auch nichts durchsetzen, was Putin dringend brauchen würde.
An aller erster Stelle steht eine Lockerung der Sanktionen der USA gegen Russland. Das wäre für die russische Wirtschaft wichtig, aber dazu müsste es sinnvolle Verhandlungen zur Krim geben, zum russischen Kriegsführung in der Ostukraine, über Syrien. Das ist in der aufgeheizten Stimmung jetzt schwer vorstellbar.
Im Gegenteil, die antirussische Haltung in den USA verhärtet sich. Im Moment, in dem US-Präsident von ihm abhängig erscheint.
Es kann durchaus sein, dass Helsinki sich im Nachhinein als Phyrussieg für Putin herausstellt.

Die Europäer hat Trump ja in den letzten Tagen heftig attackiert, während er über Putin nur Gutes sagt. Wie sieht man denn die amerikanische Aufregung in den europäischen Hauptstädten? Gibt es da so etwas wie Schadenfreude, weil Trump jetzt im eigenen Land so viele Probleme hat?
Natürlich wird es Schadenfreude geben. Trump hat die Europäer so oft attackiert und beschimpft, dass man sich etwas anderes schwer vorstellen kann.
Aber diese Stimmung bleibt hinter den Kulissen. Nach außen hört in Europa freundliche Worte zum russische-amerikansichen Dialog und noble Zurückhaltung, was die Performance von Trump betrifft.
Es gibt ja noch das Thema Handelskrieg. Um den zwischen Europa und Amerika zu vermeiden ist ja nächste Woche Kommissionspräsident Juncker bei Trump in Washington. Verhandelt für alle Europäer. Das läuft alles unter Schadensbegrenzung.
Aber es gibt schon auch die Fragen, was denn jetzt eigentlich konkret herausgekommen sein soll. Darüber ist ja sehr wenig bekannt.
In Deutschland ist interessant, dass es Lob für den Helsinkigipfel und Trump sowohl von der Linken als auch von der AFD gibt, also vom linken und rechten Rand, dort Stimmen zu finden, die sowohl Trump als auch Putin in eher positivem Licht sehen.

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