In Thailand ist König Bhumibol schwer erkrankt, das bestätigen ärztliche Bulletins aus dem Palast von Bangkok. Seit Jahren verläßt der thailändische Monarch das Spital nur mehr ganz selten. Seit 2014 regieren in dem beliebten Urlaubsland vieler Europäer die Militärs. Die Sorge ist groß, dass der Tod des Königs das ganze Land destabilisieren könnte. Aber ansprechen darf niemand diese Gefahr in Thailand, das verbietet das extrem strenge Gesetz gegen Majestätsbeleidung.
Die jüngsten Meldung aus dem Palast in Bangkok verheißen nichts Gutes: der 88 jährige Monarch kämpft mit einer mysteriösen Infektion. König Bhumibol wird intravenös mit Antibiotika versorgt. Immerhin sei das Fieber zurückgegangen, heisst es in einem Kommunique letzte Woche.
In der Öffentlichkeit zu sehen ist der Monarch nur mehr selten. Seit Jahren lebt er in einem umgebauten Flügel eines Spitals in Bangkok.
Der König ist für viele, vielleicht die meisten Thais nicht nur König sondern fast ein göttliches Wesen, erklärt der ehemalige Tourismusminister Weerasak Kaosurat den Kult um den Monarchen in Thailand.
König ist Bhumibol seit 1946, er ist der dienstälteste Monarch der Welt. In den 7 Jahrzehnten seiner Regentschaft ist er zum bedeutendsten Symbol für den Zusammenhalt der Gesellschaft geworden. Unzählige Porträts König Bhumibols prägen in ganz Thailand das Straßenbild.
Manchmal geht der Unterschied zwischen König und Gottheit verloren, so Ex-Minister Weerasak.
Aber jetzt neigt sich die Amtszeit des Langzeitmonarchen dem Ende zu. Thailand steht unter Hochspannung, denn eine Thronfolge hat es lange nicht mehr gegeben, sagt in Bangkok der Politikwissenschaftler Thitinand Pongsutirak.
Das letzte Mal ist das 1946 passiert, vor 70 Jahre. Stellen Sie sich einen solchen Umbruch in ihrem Land vor. Wenn die Ordnung einer ganzen Ära zu Ende geht, dann kommen Unsicherheiten und Ängste. Die Gefahr einer chaotischen Krise ist real, sagt der thailändische Politikwissenschaftler Thitinand Pongsutirak.
Seine Amtsgeschäfte kann König Bhumibol wohl schon seit geraumer Zeit nicht mehr ausführen. Aber offen sprechen darf darüber niemand. Das verbietet ein Gesetz, das Majestätsbeleidigung in Thailand mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft. Von den regierenden Militärs werden diese Gesetze mit extremer Schärfe ausgelegt in Thailand. Einen Bürger hat letztes Jahr eine respektlose Bemerkung im Internet vor ein Militärgericht gebracht: die Respektlosigkiet galt dem Lieblingshund des Königs.
Dieses Gesetz gegen Majestätsbeleidigung, so wie es eingesetzt wird, das hilft doch nur den Diktatoren, urteilt in Bangkok der scharfzüngige Sozialkritiker Sulak Sivalaksa . Man kann jeden vor Gericht bringen, weil er angeblich gegen den König ist. Das ist doch wie im Mittelalter. Die Regierung betreibt eine Hexenjagd, das ist wirklich sehr traurig, sagt der buddhistische Regierungskritiker Sulak Srivalaksa.
Es sind riskante Aussagen in Thailand, aber der langjährige Aktivist Sulak Sivalaksa sagt, er hat keine Angst. Er ist selbst mehrmals belangt worden und jetzt dreht er den Spiess um.
Das Majestätsbeleidigungsgesetz schadet doch der Monarchie und auch dem König persönlich, das sieht der König auch selbst so, das hat er gesagt.
Den Militärs macht der buddhistische Regierungskritiker Sulak Sivalaksa den Vorwurf, das Land in eine gefährliche Sackgasse zu führen, weil demokratische Wahlen immer weitere in die Ferne rücken in Thailand.
Seit fast zwei Jahren regieren die Militärs in Thailand, ein hoher Offizier, General Prayut, ist Premierminister. Erstmals kommt es jetzt zu Protesten gegen das Militärregime. Die Medien werden frecher, sogar bei den Pressegesprächen des Generals.
Die Wutausbrüche des Regierungschefs über die unbotmäßigen Journalisten sind inzwischen Hits im Internet.
Klar, manchmal, vielleicht sogar dauernd machen wir uns über General Prayut lustig, spottet John Winyu, der Moderator einer höchst populären Satiresendung namens Spokedark im Internet-Fernsehen in Thailand.
In den ersten Monaten nach dem Putsch haben wir pausiert, aber seither haben wir 20 Sendungen produziert, Spott über General Prayut gehört dazu, und passiert ist uns nichts, so Sendungsmacher John Winyu.
Zu einer mit anderen Militärregierungen vergleichbaren massenhaften Repression ist es in Thailand trotz drakonischer Gesetze nicht gekommen. Von den städtischen Mittelschichten ist die Junta anfangs sogar ausdrücklich begrüßt worden. Hatten Streiks, Blockaden und Straßenkämpfe zwischen den verfeindeten Fraktionen der konservativen Gelbemden und der aus den ärmeren Schichten kommenden Rothemden doch das Land Monatelang blockiert. Aber die Gnadenfrist für die Militärs scheint vorbei zu sein.
Im letzten Jahrzehnt haben wir zweimal einen Militärputsch gehabt, jedes Mal sind gewählte Regierungen weggeputscht worden. Es ist ein richtiger Zyklus geworden, so Politikwissenschaftler Thitinand Pongsutirak.
Aber diesmal ist es anders, denn gleichzeitig steht ein Thronwechsel an.
Theoretisch ist alles klar: Thronfolger ist Prinz Vajiralongkorn der auch die Unterstützung des Militärs genießt. Aber der Prinz ist total unpopulär in der Bevölkerung, so sagt einem das jeder zweite politische Gesprächspartner in Bangkok. Eine starke Fraktion im Palast hätte angeblich lieber die populäre Prinzessin Siridorn als Thornfolgerin gesehen.
Der König hat immer wieder offen gesagt, dass das Land für eine Königin nicht reif ist, so der buddhistische Widerspruchsgeist Sulak Sivalaksa.
Wahrscheinlich ist der König ein Chauvi.
Dem Land mit den scheinbar stets freundlich lächelnden Menschen stehen turbulente Zeiten bevor.