Spannungen zwischen China und Nordkorea, MiJ, 5.5.2017

In den chinesischen Zeitungen gibt es dieser Tage ziemlich scharfe Töne gegen Nordkorea, die Zensur lässt den Redakteuren offensichtlich eine lange Leine bei der Kritik an Nordkorea. Noch heftiger geht es in den sozialen Medien zu, da macht man sich in China über Kim Jong Un nicht viel anders lustig als im Westen.
China ist in Wirklichkeit in einer unangenehmen Situation. Der Konflikt verläuft vor allem zwischen Nordkorea und den USA, das sind die wahren Kontrahenten. Aber wenn etwas schiefgeht, machen alle China verantwortlich.
Peking hat jetzt den Druck verstärkt. Es wird keine Kohle mehr abgekauft aus Nordkorea. Wahrscheinlich droht China Nordkorea damit, die Erdöllieferungen einzustellen, was eine extrem schwierige Situation schaffen würde in Pjöngjang.
Das spiegelt sich jetzt auch ungewöhnlich deutlich in einer medialen Polemik der beiden im Prinzip verbündeten Staaten aus.
Nordkorea wirft China vor nach der Pfeife der Amerikaner zu tanzen, weil es offensichtlich die ganz konkrete Drohung gibt, wenn ihr Nordkoreaner noch einen Atomtest durchführt, dann gibt es eine neue Stufe der Sanktionen, möglicherweise keine Erdöllieferungen mehr.
Wenn man in Pjöngjang durch die Supermärkte geht, wir hatten Anfang April die Möglichkeit, dann ist klar: Waren aus China, sind für die Versorgung ganz wichtig.
Aber: Nordkorea ist kein chinesischer Satellit. Die nordkoreanische Führung war immer bereit ein hohes Risiko einzugehen, um zu beweisen, was wir für Waffen bauen, was wir für Waffen testen, das entscheiden wir alleine und niemand sonst.
Diese Botschaft wird jetzt auch in ziemlich unfreundlicher Weise über Zeitungskommentare ausgerichtet.

Auf der einen Seite gibt es in China den Vorwurfe an die nordkoreanische Seite, ihr seid undankbar, weil China wirtschaftliche Hilfe leistet und weil ja im Koreakrieg 100 000de chinesische Soldaten gefallen sind um die Amerikaner zurückzuwerfen und den nordkoreanischen Staat zu retten.
Die offiziellen Stellen sind vorsichtiger. Heute liest man, es ist nicht so wichtig, was die Nordkoreaner sagen, sondern was sie tun. Und tatsächlich ist es ja Ende April nicht zu einem neuen Atomtest gekommen, den viele erwartet haben. Wenn das eine Folge des chinesischen Drucks ist, dann hat das ein bisschen Spannung herausgenommen aus der explosiven Situation.
Auch die Amerikaner reden ja etwas weniger laut von möglichen Militäraktionen als von ein paar Wochen.
Die übrigen Nachbarn in der Region verhalten sich unterschiedlich:
Japan ganz auf amerikanischer Seite. Die Philippinen, Malaysia andere Staaten in Südostasien sind erstaunt, dass plötzlich China sich für stärkere Isolation NK ausspricht. Am wichtigsten ist was sich in SK abspielt, dort wird am Sonntag ein neuer Präsident gewählt und der wird ziemlich sicher weniger ein Hardliner gegenüber dem Norden sein, als die bisherige Amtsträgerin. In den Umfragen vorne liegt ein linker Politiker, der einen weicheren Kurs gegenüber dem Norden vertritt.
Politisch übersichtlich ist die Situation nicht.

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