Schon seit dem frühen Nachmittag berät der zypriotische Staatspräsident Anastasiadis mit den Spitzen der Europäischen Union. Allen ist bewusst: es geht um viel mehr, als um die Rettung der beiden taumelnden zypriotischen Banken. Morgen Mitternacht droht die Europäische Zentralbank den Geldhahn zuzudrehen, wenn es bis dann kein glaubwürdiges Sanierungskonzept gibt. Zypern wäre bankrott und müsste versuchen eigene Zahlungsmittel auszugeben. Erstmals hätte der Euroraum ein Mitglied verloren. Zur entscheidenden Sitzung treten die Eurofinanzminister um 18 Uhr zusammen. Nach wie vor ist das Angebot aufrecht, dass sich Europa mit 10 Milliarden für Zypern engagiert. Wie genau Zypern den geforderten Beitrag von 5,8 Milliarden leisten will ist nach wie vor unklar. Von einem Comeback des ursprünglichen Planes, Bankeinlagen zu besteuern, zumindest ab 100 000 Euro, bis zur formellen Pleite einer der beiden angeschlagenen Banken gehen die Überlegungen. Auf die politische Konfusion in Zypern reagiert man in Brüssel mit demonstrativer Härte: viel Zeit ist verloren worden, lässt Finanzkommissar Ollie Rehn die Zyprioten wissen, jede Lösung wird mit großen Schmerzen verbunden sein.