Myanmar's verfolgte Moslems: die Rohingyas, ZiB 2, 6.11.2015

 

Flüchtlingsbewegungen über das Meer, wie sie Europa erlebt, gibt es  auch in Asien. Erst im letzten Frühjahr haben Dutzende überfüllte Schiffe Schlagzeilen gemacht, die zwischen Malaysia, Thailand und Indonesien  hin und hergeschoben wurden.  Die meisten Menschen an Bord der Flüchtlingsschiffe in Südostasien kommen aus Myanmar. Sie gehören der islamischen Minderheit der Rohingyas an, denen die Regierung  staatsbürgerliche Rechte verweigert. Menschenrechtsexperten der amerikanischen Yale Universität sprechen vom Verdacht auf Völkermord. Nach Jahrzehnten der Militärdiktatur stehen am kommenden Sonntag erstmals freie Wahlen bevor. Die Situation der Rohingas ist für die Parteien kein Thema. Wir haben uns  auf die Suche nach der Herkunft der asiatischen Boat People gemacht.

Mit den Flüchtlingsschiffen, die  wie aus dem Nichts auftauchen  auf  den Meeren Asiens, lernt die Welt einen neuen Namen kennen: die  Flüchtlinge sind islamische Rohingyas aus dem streng buddhistischen Myanmar.

In Myanmar  herrscht  Wahlkampf.  Das  Land öffnet sich zur Demokratie.  Aber nationalistische Mönche trommeln   gegen eine angebliche  Islamisierung;

Auch die charismatische Oppositionsführerin spricht  die Flucht  zehntausender Menschen aus ihrem Land nur indirekt an.

AUNG SAN SUU KYI, OPPOSITIONSFÜHRERIN, MYANMAR

Ich verspreche Schutz für  jeden Bürger in diesem Land.

Wir machen uns auf die Reise in den verlassenen Norden Myanmars, in  die Heimat der islamischen  Rohingyas.

Die Regierung nennt sie Bengali. Illegale Einwanderer   aus dem Nachbarland Bengladesch sollen es sein, obwohl sie seit Generationen hier leben.

Vor drei Jahren gab es  blutige Zusammenstöße. Die Angst vor Angriffen buddhistischer Extremisten  ist  groß, obwohl den Rohingya das Wahlrecht entzogen wurde.

Shafir  Ukader, Auminga, Myanmar

Wir dürfen nicht wählen. Von diesen Wahlen sind wir ausgeschlossen, obwohl das früher möglich war.

Nur mit einer Sondergenehmigung dürfen wir das Rohingya Camp  neben der Provinzhauptstadt Sittwe besuchen.

Seit den Unruhen vor 3 Jahren werden tausende Flüchtlinge hier festgehalten.

Ohne Passierschein gibt es  kein Hinaus.

„In unseren Papieren steht, wir sind  Bengali, aber das stimmt nicht, wir waren nie in Bengladesh,  mit Bengladesh haben wir nichts zu tun.“

Bei den letzten Wahlen der Militärs durften die Rohingya   mitstimmen.  Jetzt sind sie  Flüchtlinge im eigenen Land.

Internationale Juristen sehen in den Rohingyalagern in Myamar ein klares Indiz für Völkermord. Ein ganzes Volk staatenlos in der eigenen Heimat, das ist ein düsteres Erbe der Militärdiktatur, an das sich auch die demokratische Opposition in dem buddhistischen Land nicht heranwagt.

Die Hilfsorganisation  Ärzte ohne Grenzen musste das Lager verlassen. Jetzt fehlt   die  medizinische Betreuung.

INSERT: Mohamed Sashin,  Bewohner Rohingya Camp

Moslems lassen sie nicht hinein ins Krankenhaus in der Stadt Sittwe. Einen Passierschein gibt es nur in Notfällen.

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Der  gefährliche Weg über das Meer ist für viele der Ausweg.

Die junge Mutter war   57 Tage auf einem Schiff, das sie nach Thailand bringen sollte.

INSERT: Ar Afan, Bewohnerin Rohingya Camp

 

Jedes Mal wenn die Kinder geweint haben, sind wir geschlagen worden.  Wir haben ganz wenig Reis bekommen und nur zwei Glas Wasser am Tag.

 

Aber die Fahrt ist missglückt, sie musste zurück  ins Lager.

Die trockenen Monate beginnen in Südostasien.  Wenn es nach den Wahlen in Myanmar nicht  rasch zu einer Lösung kommt,  werden  viele  von Neuem versuchen  auf die Schiffe der Menschenschmuggler zu gehen.