Flüchtlingsbewegungen über das Meer, wie sie Europa erlebt, gibt es auch in Asien. Erst im letzten Frühjahr haben Dutzende überfüllte Schiffe Schlagzeilen gemacht, die zwischen Malaysia, Thailand und Indonesien hin und hergeschoben wurden. Die meisten Menschen an Bord der Flüchtlingsschiffe in Südostasien kommen aus Myanmar. Sie gehören der islamischen Minderheit der Rohingyas an, denen die Regierung staatsbürgerliche Rechte verweigert. Menschenrechtsexperten der amerikanischen Yale Universität sprechen vom Verdacht auf Völkermord. Nach Jahrzehnten der Militärdiktatur stehen am kommenden Sonntag erstmals freie Wahlen bevor. Die Situation der Rohingas ist für die Parteien kein Thema. Wir haben uns auf die Suche nach der Herkunft der asiatischen Boat People gemacht.
Mit den Flüchtlingsschiffen, die wie aus dem Nichts auftauchen auf den Meeren Asiens, lernt die Welt einen neuen Namen kennen: die Flüchtlinge sind islamische Rohingyas aus dem streng buddhistischen Myanmar.
In Myanmar herrscht Wahlkampf. Das Land öffnet sich zur Demokratie. Aber nationalistische Mönche trommeln gegen eine angebliche Islamisierung;
Auch die charismatische Oppositionsführerin spricht die Flucht zehntausender Menschen aus ihrem Land nur indirekt an.
AUNG SAN SUU KYI, OPPOSITIONSFÜHRERIN, MYANMAR
Ich verspreche Schutz für jeden Bürger in diesem Land.
Wir machen uns auf die Reise in den verlassenen Norden Myanmars, in die Heimat der islamischen Rohingyas.
Die Regierung nennt sie Bengali. Illegale Einwanderer aus dem Nachbarland Bengladesch sollen es sein, obwohl sie seit Generationen hier leben.
Vor drei Jahren gab es blutige Zusammenstöße. Die Angst vor Angriffen buddhistischer Extremisten ist groß, obwohl den Rohingya das Wahlrecht entzogen wurde.
Shafir Ukader, Auminga, Myanmar
Wir dürfen nicht wählen. Von diesen Wahlen sind wir ausgeschlossen, obwohl das früher möglich war.
Nur mit einer Sondergenehmigung dürfen wir das Rohingya Camp neben der Provinzhauptstadt Sittwe besuchen.
Seit den Unruhen vor 3 Jahren werden tausende Flüchtlinge hier festgehalten.
Ohne Passierschein gibt es kein Hinaus.
„In unseren Papieren steht, wir sind Bengali, aber das stimmt nicht, wir waren nie in Bengladesh, mit Bengladesh haben wir nichts zu tun.“
Bei den letzten Wahlen der Militärs durften die Rohingya mitstimmen. Jetzt sind sie Flüchtlinge im eigenen Land.
Internationale Juristen sehen in den Rohingyalagern in Myamar ein klares Indiz für Völkermord. Ein ganzes Volk staatenlos in der eigenen Heimat, das ist ein düsteres Erbe der Militärdiktatur, an das sich auch die demokratische Opposition in dem buddhistischen Land nicht heranwagt.
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen musste das Lager verlassen. Jetzt fehlt die medizinische Betreuung.
INSERT: Mohamed Sashin, Bewohner Rohingya Camp
Moslems lassen sie nicht hinein ins Krankenhaus in der Stadt Sittwe. Einen Passierschein gibt es nur in Notfällen.
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Der gefährliche Weg über das Meer ist für viele der Ausweg.
Die junge Mutter war 57 Tage auf einem Schiff, das sie nach Thailand bringen sollte.
INSERT: Ar Afan, Bewohnerin Rohingya Camp
Jedes Mal wenn die Kinder geweint haben, sind wir geschlagen worden. Wir haben ganz wenig Reis bekommen und nur zwei Glas Wasser am Tag.
Aber die Fahrt ist missglückt, sie musste zurück ins Lager.
Die trockenen Monate beginnen in Südostasien. Wenn es nach den Wahlen in Myanmar nicht rasch zu einer Lösung kommt, werden viele von Neuem versuchen auf die Schiffe der Menschenschmuggler zu gehen.