China-Sanktionen gegen Nordkorea, MiJ, 10.3.2016

Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel Tag für Tag nehmen zu. Das Nordkoreanische Militär hat heute zwei Raketen mit einer Reichweite von 500 Kilometern abgeschossen, die im Meer landeten. Die Sorge ist groß, dass es bei der heftigen Reaktion des nordkoreanischen Regimes auf die jüngsten UNO-Sanktionen auch zu einer militärischen Konfrontation kommen könnte. China spricht von einer explosiven Situation. Inzwischen beginnen die Sanktionen zu greifen.

 

Erstmals seit dem einstimmigen Sanktionsbeschluss der Vereinten Nationen ist einem nordkoreanischen Frachtschiff der Zugang zu einem Hafen in China verwehrt worden.  Das Schiff mit dem Namen Grand Karo  hat vor kurzem die nordöstliche Hafenstadt Rizhao angelaufen.  Die chinesischen Behörden haben das  Anlegen im Hafen jedoch untersagt. Die Grand Karo steht auf der Sanktionsliste des Chinesischen Transportministerium, gemeinsam mit 30 anderen nordkoreanischen Schiffen.  Mindestens zwei weitere Schiffe, die vor der chinesischen Küste vor Anker lagen, mussten abdrehen.

China demonstriert, dass es die wirtschaftlichen Boykottmaßnahmen strenger durchsetzen will, als bisher.  80 Prozent des nordkoreanischen Außenhandels laufen über China. Das Regime in Pjöngjang ist auf Erdöl und Lebensmittel aus dem Nachbarland angewiesen.  Im Gegenzug verkauft Nordkorea Mineralien und andere Rohstoffe nach China.  In chinesischen Städten betreibt der nordkoreanische Staat Hotels und Restaurants. Die Gehälter der Angestellten fließen zum Großteil in die nordkoreanischen Staatskassen.

Peking zeigt  sich auf jeden Fall sehr besorgt über die kriegerische Rhetorik.  Dass Nordkoreas Diktator Kim Jong Un mit einem angeblichen Nuklearsprengkopf posiert, der militärisch eingesetzt werden kann, stößt bei Außenminister Wang Yi ebenso auf Ablehnung, wie die großangelegten Militärmanöver der USA und Südkoreas.

OT Wang Yi

Wenn diese Spannungen außer Kontrolle geraten, dann waere das ein Desaster für alle Beteiligten, so der chinesische Außenminister. Als größter Nachbar der Demokratischen Volksrepublik Korea wird China nicht passiv zusehen, wie die Halbinsel destabilisiert wird und wie Chinas Sicherheit gefährdet wird.

 

Mit der  alten Freundschaft zwischen China und Nordkorea ist es ganz offensichtlich vorbei. Die Provokationen Kim Jong Uns richten sich inzwischen genauso gegen Peking wie gegen die USA und ihre Verbündeten.   Kim Jong Un demonstriert täglich, wie wenig Einfluss China auf seinen Kurs hat. Zwei Nordkoreaexperten schreiben in der in Hongkong erscheinenden South China Morning Post, dass in Wirklichkeit China  der größte geopolitische Verlierer der ganzen Krise ist. Peking  kann  einen chaotischen  Zusammenbruch in Pjöngjang  nicht wollen. Wegen einer befürchteten Flüchtlingswelle, aber genauso  weil  ein Run auf die nordkoreanischen Atomwaffen einsetzen würde, bei dem auch  amerikanisches Militär bis hart vor die  chinesische Grenze vorstoßen könnte.

China will eine verstärkte amerikanische Militärpräsenz in seinem Hinterhof unter allen Umständen vermeiden.

Kim Jong Un wird seine Atomwaffen  nie aufgeben, denn sie garantieren das Überleben seines Regimes, schreiben die Experten in der South China Morning Post.  Nur wenn Nordkorea offiziell als Atommacht anerkannt wird, würde das Regime möglicherweise auf weitere Tests und Provokationen verzichten. Die Politik der Großmächte geht  in die andere Richtung. Wie in der Vergangenheit auch steht der  koreanischen Halbinsel ein Zyklus von Drohgebärden und  Gewaltmaßnahmen bevor.