Bei Corona-Vakzinen sind die USA Europa weit voraus

Beim Onlinegipfel der EU,  soll es heute, am 25.3.2021 zwischen den Chefs zwar kein Gefeilsche geben, welches Land welche Impfdosen erhält, aber Corona und wie man mit der Pandemie umgehen soll, wird das dominierende Thema sein. Wie steht denn Europa mit den Impfungen im internationalen Vergleich da und welchen Stellenwert haben Impfstrategien bei den Bemühungen die Pandemie unter Kontrolle zu bringen?

Impfungen werden das Um und Auf sein aus dieser üblen Zeit herauszukommen, das ist inzwischen in großen Teilen der Welt Konsens. Zu den wenigen Ausnahmen interessanterweise gehört China. Natürlich wird in China auch geimpft, chinesische Impfstoffe sind ziemlich erfolgreich. Aber China setzt mehr auf rasche harte Lockdowns und strenge Kontrollen, das ist sehr erfolgreich und bei der riesigen Mengen von 1,4 Milliarden Menschen alle zu impfen, das ist auch für die chinesische Regierung eine gigantische Aufgabe.

 Wenn man die EU mit den USA vergleicht, was wohl die richtige Messlatte ist, dann liegt die EU deutlich hinten, in den USA sind im Vergleich zur Bevölkerung drei Mal mehr Menschen geimpft als in den Staaten der Europäischen Union.

Das ist erstaunlich, weil das Gesundheitssystem in den USA generell schlechter ist als in Europa. Das ganze letzte Jahr hat Donald Trump für Chaos gesorgt in der Gesundheitspolitik, er wollte Covid ja nicht ernst nehmen. Aber unter Biden haben die  USA  Riesenschritte gesetzt, um die Pandemie unter Kontrolle zu bringen. Man spricht von einem Impfwunder. 100 Millionen Impfungen in 100 Tagen das war für Biden das Ziel. Es wurde in viel kürzerer Zeit, in 58 Tagen erreich. Von einer dritten Welle so wie in Europa spricht im Augenblick niemand.

Die Europäer warten auf hunderte Millionen von Impfdosen in den nächsten Wochen. Das Ziel 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung bis zum Ende des Sommers zu impfen wird von Experten als realistisch angesehen. Aber in der jetzigen Phase haben die USA ganz klar die Nase vorne.

Wie erklärt sich dieser Unterschied zwischen Impfbeschaffung und Impfstrategie in Europa und den USA? Ist das vor allem eine Frage des Geldes?

  Geld hat  eine wichtige Rolle gespielt. Schon im letzten Jahr unter Trump hat die amerikanische Bundesregierung riesige Beträge in die Hand genommen und mit den Pharmafirmen entsprechende Verträge abgeschlossen. Operation Warp Speed war der Name des Projektes, da hat kein einzelner Gouverneur, kein Bundesstaat mitgespielt, da hat Washington sein ganze finanzielle und politische Macht in die Waagschale geworfen. Den Pharmafirmen ist auch signalisiert worden: die amerikanische Regierung hat Kompetenzen wie in der Kriegswirtschaft und kann die Konzerne auch zwingen Impfstoffe zu produzieren.

In der EU hat zwar die Europäische Kommission für alle Mitgliedsstaaten verhandelt. Aber gekauft oder nicht gekauft haben die nationalen Regierungen, bezahlt haben die Mitgliedsstaaten.  Das ist der Hintergrund für das Durcheinander. Jedes EU-Mitgliedsland hat seine eigenen Vorstellungen, wer wann wie geimpft werden soll. Die Kleinstaatlerei hat sich in Europa als echte Hürde gegen die Pandemie herausgestellt.

In den USA  eine amerikaweite Impfstrategie, die umgesetzt wird.  In Football Stadien, auf Parkplätze und in Supermärkten wird geimpft. Pensionierte Ärztinnen und Ärzte sind mobilisiert, die Nationalgarde hilft und die gesamtamerikanische Katastrophenschutzbehörde Fema gibt den Ton an.

In der EU habe immer die einzelnen Mitgliedsländer das letzte Sagen. Das macht Entscheidungen kompliziert und langwierig und stellt sich im Kampf gegen die Pandemie auch als Hürde heraus.

Wieviel  Politik steckt hinter der Impfsituation? Der russische Impfstoff Sputnik V gilt als sehr gut, Russland propagiert das Vakzin auch. Warum ist es  in der EU so schwer zu einer Entscheidung zu kommen,  wie man zum russischen Impfstoff steht?

  Politisch gibt es eine Diskussion. Deutschland sendet eher positive Signale aus. Was bemerkenswert ist, weil es rund um einen russischen Mordanschlag in Berlin und dann die Vergiftung und Inhaftierung des russischen Oppositionellen Nawalny große Spannungen gibt zwischen Berlin und Moskau.

Die Europäische Kommission steht auf der Bremse. Aber hier ist der Vorteil: eine Zulassung muss durch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA erfolgen, und die ist ziemlich immun gegenüber solchen Zurufen.

Wenn das Sputnik Vakzin europaweit zugelassen ist, dann wird die Frage sein, was kann Russland überhaupt liefern? Denn in der russischen Bevölkerung ist die Zahl der Geimpften gering. Staatschef Putin hat sich erst gestern impfen lassen. Russland hat die Lieferung von Vakzinen an einzelne EU-Staaten Ungarn, Tschechien, die Slowakei trotzdem vorangetrieben. Weil man sich dadurch politische Vorteile in den jeweiligen Ländern erhofft. Auch wenn das nur wenige Lieferungen aus Moskau sind, können sich EU-Gegner daraufsetzen und daraus Propaganda gegen Brüssel machen. Wobei sie natürlich nie dazusagen, dass in der EU bei Impfbeschlüssen alle dabei sind.

Welche Möglichkeiten haben eigentlich arme Staaten, die sich solche teuren Bestellungen von Impfstoffen wie sie die USA oder die EU vornehmen, nicht leisten können?  

 Das ist eine große ganz wichtige Frage, die viel zu wenig beachtet wird. In Südafrika wird wenig geimpft, aber der südafrikanische Virus ist auch in Großbritannien eingeschleppt worden, wo man viel impft. Es hängt alles miteinander zusammen.  Eine Pandemie ist ein globales Phänomen und erst unter Kontrolle, wenn sie auch in den armen Staaten zurückgeht.

Es gibt einen Fonds bei der Weltgesundheitsorganisation, da zahlen die reichen Länder ein um Impfstoffe für die ärmeren Länder bereit zu stellen. Die EU hat eine Milliarde eingezahlt in diesen Fonds, die USA 3 Milliarden. Ziel ist es, ein Fünftel der Bevölkerung in den armen Ländern zu immunisieren. Was wirklich nicht viel ist, aber auch dafür fehlt das Geld.

Ein Weg wäre die Pharmafirmen zu zwingen ihre Patente freizugeben für die Impfstoffe, damit Staaten in Asien und Afrika dann selbst ihre Vakzine herstellen können. Aber eine Freigabe von Patenten würde die Profite der Pharmaindustrie beeinträchtigen, im Westen genauso wie in Russland oder China, und dazu hat man sich bisher nicht durchringen können.

  Massenimpfungen in den armen Ländern des globalen Südens werden noch viele Jahre laufen. Und das kann natürlich dann die Pandemie mit Mutationen auch wieder in der ganzen Welt verbreiten.  

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