Ein ungewöhnliches Jubiläum feiert Nordkorea, das isolierteste Land der Weg: mit der Gründung der kommunistischen Staatspartei begann vor 70 Jahren die Herrschaft die Familiendynastie der Kims, begründet von Kim Il Sung, dem Grossvater des heutigen Herrschers.
Das Regime begeht die Jahrestag mit einer großangelegten Parade in Pjöngjang, an der an prominenter Stelle auch der junge Diktator Kim Jon Un teilnahm. Die kaum verhüllte Drohung, dass es zum Jubiläum einen Raketenstart oder einen Atomtest geben wird, wurde nicht umgesetzt.
Möglicherweise eine Folge chinesischen Drucks. Denn China ist als Nachbar zwar ein Verbündeter. Peking hat seine Unzufriedenheit mit den Provokationen aus Pjöngjang jedoch wiederholt geäußert.
Am Grenzfluss zu Nordkorea ist es eine beliebte Attraktion für chinesische Touristen: Der Blick in das gruselige Nachbarland, das heute noch so bitterarm ist, wie China selbst vor Jahrzehnten .
Zu den beliebten Andenken gehören nordkoreanische Geldscheine, nachgemacht, versteht sich.
Nordkorea, das muss so sein, wie China früher war, meint die Touristin Su Aina.
Chinesische Soldaten sind einst im Koreakrieg dem Nachbar zu Hilfe gekommen.
Aber über Nordkoreas Diktator Kim Jong Un und seine Atomrüstung ist Peking stark verärgert.
Anders als Pjöngjang setzt China nicht auf Konfrontation sondern auf gute Geschäfte.
Vor mehr als einem halben Jahrhundert sind Maos Soldaten über den Yalufluss zum Krieg gegen die USA gezogen. Eine ernste Krise auf der koreanischen Halbinsel könnte China und Amerika auch heute noch die Gegner machen. Dementsprechend groß sind die Sorgen in Peking über den bisherigen Konfrontationskurs Kim Jon Uns gewesen. Dass China zu den Feierlichkeiten in Pjöngjang einen hohen Vertreter aus dem Politbüro der KP schickt, deutet darauf hin, dass Nordkorea versprochen hat pragmatischer zu agieren. Auf einen Raketentest und auf neue Atomtests hat Kim im Moment verzichtet.
Wirtschaftlich hat sich Nordkorea erholt. Kleine Privatbetriebe sind erlaubt.
Wer aufbegehrt, wird allerdings erbarmungslos vernichtet.
Einen Onkel liess Kim Jong Un erschießen.
Beim Touristenblick aus China nach Nordkorea ist leichtes Gruseln Teil des Programms.
Die patriotische Musik aus den Lautsprechern an der Brücke lässt keinen Zweifel: der Yalufluss erinnert an die heroische Vergangenheit.
Im Koreakrieg vor 65 Jahren waren Chinas Mao und Nordkoreas Kim Il Sung Waffenbrüder. Chinesische Soldaten kamen den Verbündeten über denYalufluss zu Hilfe. Jetzt drängen sich chinesische Touristen am Flussufer, die mit Fernstechern gebannt nach drüben blicken, in das bitterarme Nordkorea Kim Jong Uns.
Ich habe das Gefühl, dass Nordkorea so ähnlich ist wie China vor 50 Jahren, meint Su Aina, eine Besucherin aus dem chinesischen Provinz Shandong.
Die geschäftstüchtige Stadt Dandong hat aus Faszination mit dem isolierten Nachbarn Nordkorea einen eigenen Grenzstadtourismus entwickelt.
Jede Art von nordkoreanischen Memorabilia sind am Ufer des Yalu zu kaufen: Kim Il Sung Anstecker, Alkohol, Zigaratten und nordkoreanische Briefmarken. Besonders beliebt sind die koreanischen Geldscheine. Dass sie echt ist, wie der Verkäufer versichert, glaubt niemand.
Besonders beliebt sind Schifffahrten am Yalufluss, ganz nahe kommt man an die Grenze, steht am Plakat. Sogar nordkoreanische Soldatinnen sind zu sehen, versprechen die Veranstalter.
Wir fahren mit. Und tatsächlich zeigen sich die nordkoreanischen Grenzer von ihrer besten Seite. Sie winken pflichtbewusst. Und dann tauchen kleinen Boote auf, die anlegen zum Verkauf nordkoreanischer Eier, koreanischen Alkohols und Tabaks. Die kleinen Schmuggelgeschäfte laufen unter den Augen Grenzer ab.
Die Eier aus Nordkorea sind billiger, sagt eine skeptische junge Käuferin, aber vielleicht sind sie ursprünglich aus China nach Nordkorea geliefert wurden und werden jetzt wieder an uns Touristen verkauft.
Wichtiger für Nordkorea ist der wachsende Handel quer über die Grenze. Nordkorea profitiert vom chinesischen Wirtschaftsaufschwung. Im Minutentakt fahren die Lastkraftwägen über die Brücke nach Nordkorea.
Politisch ist die Lage bisher gespannt zwischen Pjöngjang und Peking. Kim Jung Un ist bisher kein einziges Mal in Peking zu Gast gewesen. Das nordkoreanische Atomprogramm mit seinen Raketentest und den Provokationen in Richtung Süden wurden von China deutlich abgelehnt. Erst ein Glückwunschtelegramm des chinesischen Präsidenten Xi Jinping zum Jahrestag der 70. Parteigründung in Nordkorea an die Adresse Kim Jon uns deutete auf ein Tauwetter hin
Der Faszination der chinesischen Touristen mit Nordkorea tun die politischen Probleme keinen Abbruch. Die Penyun Travel Agency gehört zu den Reisebüro , die Gruppenreisen nach Pjöngjang anbieten.
Wie ich das erste Mal dort war habe gesehen, wie arm das Land ist, sagt uns die Reiseveranstalterin He Xialu. Die Touristen fahren hin, weil sie sehen können, wie bei uns vor 50 Jahren das Leben war.
Zahlreiche Hotels und Restaurants auf der chinesischen Seite werden von Nordkorea betrieben. Für Touristen, die sich den Nervenkitzel des echten Grenzübertritts sparen wollen, bietet auch die chinesische Seite am Yalufluss ein großes Angebot nordkoreanischer Folklore.