Erstmals beginnt sich das südasiatische Land Indonesien mit einem der furchtbarsten Verbrechen des 20.Jahrhunderts auseinander zu setzen: dem Massaker an über einer halben Million Menschen, die als Sympathisanten der einflussreichen Kommunistischen Partei galten. Die Regierung verspricht Aufklärung nach mehr als 50 Jahren. Aber die Überlebenden sind skeptisch.
Das Hotel in der indonesischen Hauptstadt Jakarta war stundenlang durch Pro- und Kontrademonstranten belagert. Die Regierung hatte sowohl Überlebende des Massakers von 1965 geladen, als auch Vertreter des Militärs, das sich bisher mit aller Macht gegen jede Art von Vergangenheitsbewältigung gewehrt hat. Der Innenminister schloss eine Entschuldigung für die vielen Toten der blutigen Kommunistenhatz vor mehr als 50 Jahren aus. Trotz aller Kontroversen ist es ein Meilenstein, dass in Indonesien erstmals offiziell über das größte Blutbad gesprochen wird, das während des Kalten Krieges in einem prowestlich orientierten Land angerichtet wurde.
Präsident Joko Widodo hat seinem Innenminister den Auftrag gegeben, den Massenmord zu untersuchen und die bisher versteckten Massengräber ausfindig zu machen. Viele Opfer gab es 1965 auf der heute beliebten Ferieninsel Bali.
Kommunisten gibt es in Indonesien heute keine mehr. Aber 1965 war die KP Indonesiens eine Massenpartei mit Millionen Anhängern. Das Militär warf den Kommunisten einen Putschversuch vor und eine blutige Repressionswelle erfasste das Land. Tatsächliche und vermeintliche Linke wurden aus den Häusern gezerrt, umgebracht oder landeten Jahrzehnte in Lagern. General Suharto, der die Fäden zog, regierte in der Folge 35 Jahre als unerbitterlicher Diktator.
Viele Menschenrechtsorganisationen zweifeln, dass die Regierung sich ernsthaft der Verantwortung aus der Vergangenheit stellen will. Sie verlangen, dass die nach wie vor geltende Diskriminierung von Angehörigen der Überlebenden eingestellt wird. Sie dürfen nach wie vor nicht Staatsbeamte werden. Von den USA fordern Aktivisten, endlich alle Dokumente zur damaligen Unterstützung der indonesischen Militärs durch den amerikanischen Geheimdienst freizugegeben.