Vor historische Wahlen in Myanmar, ZiB 2, 3.11.2015

Historische Wahlen stehen am kommenden Sonntag in Myanmar statt. Das Land, das früher Burma hiess, öffnet sich nach Jahrzehnten der Militärdiktatur langsam in Richtung Demokratie. Aber noch immer sitzen die Generäle an den Schalthebeln der Macht. Ihnen gegenüber steht eine Friedensnobelpreisträgerin: die beim Volk beliebte historische Oppositionsführerin Aung San Suu Kyu.
Wahlkampf in Myanmar, dem geheimnisvollsten Land Südostasiens. Es ist eine neue Erfahrung für die Bürger. Denn während Jahrzehnten haben die herrschenden Militärs freie Wahlen verhindert.
Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi stand 20 Jahre unter Hausarrest. Jetzt will sie an die Regierung.
Die Friedensnobelpreisträgerin ist die Hoffnung des Volkes.
AUNG SAN SUU KYI, OPPOSITIONSFÜHRERIN
ÜBERSETZUNG:
Die Bedürfnisse der Menschen sind mir nahe. Wir hassen niemand, für uns sind die Wünsche aller Bürger gleich viel wert.
BEITRAG:
Aber nach wie vor schlägt das Militär rücksichtslos zu, wenn es seine Stellung gefährdet sieht. Die Streitkräfte und Amtsinhaber Präsident Thein Sein wollen einen Machtwechsel verhindern.
YAN MYO THEIN, KOLUMNIST
ÜBERSETZUNG
Wenn diese Wahlen frei und fair dann könnte es sehr bald zu einer zivilen Regierung kommen.
BEITRAG:
Die Öffnung zur Außenwelt hat dem bitterarmen Land einen Entwicklungsschub gebracht. Moderne Hochhäuser schießen in die Höhe. Aber ganz große Geschäfte brauchen den Segen des Militärs.
Die Geschäftsfrau MYA Sandar Min versorgt mit Haushaltsgeräten Hotels. Eine wachsende Branche, denn der Tourismus boomt.
MYA SANDAR MIN , IKON Mart
ÜBERSETZUNG:
Die Wirtschaftsleute denken genauso wie alle Bürger. Sie hoffen auf eine neue Regierung, die dem Land eine positive Veränderung bringt.
BEITRAG
Im Wahlkampf gibt sich sogar die militärnahe Regierungspartei plötzlich reformbereit.
SHEIN MYINT, Parlamentskandidat Regierungspartei USDP
ÜBERSETZUNG:
Die Leute sind verwirrt. Auch die jetzige Regierung hat doch viel verändert. Aber viele wollen, dass sofort alles anders wird.
BEITRAG:
So angespannt ist die Lage, dass viele Oppositionsanhänger einen Putsch befürchten, wenn Aung San Suu Kyi die Wahlen gewinnt.
THAN THAN, OPPOSITIONSANHÄNGERIN
Ich habe Angst, ich gebe es zu, ich habe einfach Angst.
Nirgendwo sonst in Asien klammern sich die Militärs so beharrlich an die Macht wie in Myanmar, dem ärmsten Land der Region. Gelingt hier das Experiment von demokratischen Wahlen unter dem Schatten der Generäle, dann wäre das eine Weichenstellung, die weit über das Land hinaus von Bedeutung ist.