Chinas Börsenkrach, ZiB 1, 7.1.2016

Die Börsen in China haben mit der Realwirtschaft sicher viel weniger zu tun als im Westen. An den chinesischen Aktienmärkten herrscht ja fast Panik, da wollen alle nur verkaufen. Davon kann im normalen Wirtschaftsleben in China absolut nicht die Rede sein.
Das Wirtschaftswachstum geht zwar zurück, ist aber immer noch viel größer als in Europa oder auch Amerika.
Der chinesische Börsenkrach zeigt schon, dass die Menschen in den wohlhabenden Mittelschichten, das sind ja die Leute, die Aktien kaufen, dabei sind ihr Vertrauen in die Wirtschaftskompetenz der Regierung zu verlieren.
Klar, die chinesische Wirtschaft wächst noch, trotz der Verlangsamung und obwohl vielleicht manche Zahlen geschönt sind.
Aber es gibt gleichzeitig einen gigantischen Umstrukturierungsprozess, der zu großen Verunsicherungen führt.
Man will nicht mehr verlängerte Werkbank der Weltwirtschaft sein. Die Regierung sagt, es soll mehr hochqualitative Konsumgüter für die eigenen Bürger geben.
Bei diesem Umbau müssten tausende unrentable Betriebe zugesperrt werden. Hunderttausende, vielleicht Millionen werden ihre Jobs verlieren.
Ob die Regierung das gut über die Bühne bringen kann, das ist die große Frage.
Der Börseneinbruch ist ein Zeichen für die vielen Zweifel dass die Regierung den Umbauprozess gut über die Bühne bringen kann.
Dass nach einem Boom an den Börsen auch ein Absturz kommt, das ist im Kapitalismus normal. Aber in China haben doch viele geglaubt, dass die mächtige kommunistische Partei, die das Land regiert, diese Schwankungen im Griff hat. Diese Hoffnung hat sich als trügerisch herausgestellt.
Eine urkapitalistische Institution wie die Börse und eine Kommunistische Regierungspartei, das passt nicht zusammen. Dieser Widerspruch zwischen Aktienmarkt und Partei verschärft jetzt die Unsicherheit. Mit allen internationalen Konsequenzen.
Für die chinesische Führung ist auch der vierte nordkoreanische Atomtest keine gute Nachricht, parallel zu den Sorgen mit den Börsen.
China ist zwar der engste Verbündete Nordkoreas, hat auf das Regime in Pjöngjang aber offensichtlich viel weniger Einfluss als das oft angenommen wird.
Dass die chinesische Regierung das nordkoreanische Atomprogramm ablehnt ist eindeutig. Das wird in Peking immer wieder offen ausgesprochen. Kim Jong Un, der nordkoreanische Diktator ist auch noch nie in China eingeladen worden, was ziemlich ungewöhnlich ist.
Aber offensichtlich rührt ihn das wenig.
Theoretisch könnte China die Energieversorgung Nordkoreas abdrehen und den Handel an der Grenze zwischen Nordkorea und China unterbinden. Aber das würde zu Chaos in Nordkorea führen, was auch nicht im chinesischen Interesse ist.
Der chinesische Druck gegenüber Nordkorea war bisher genauso erfolglos, wie die westlichen Sanktionen.
Das unberechenbare Nordkorea ist ein Atomstaat, ob das den Nachbarn gefällt oder nicht, mit den ensprechenden hohen Risiken für die friedliche Entwicklung in Asien.