Mit Trump als Präsident ist Normalität nicht in Sicht, 18.1.2017

Mit dem Amtsantritt Donald Trumps werden die USA  eine unberechenbare Weltmacht,  wie nie zuvor in der jüngeren Geschichte.

Welche Emotionen den neuen Präsidenten treiben, wissen wir  dank Twitter, dem Internetmedium, über das Trump  mit 20 Millionen Followern kommuniziert. Seine Wutausbrüche gegen die Medien serviert er  täglich marktschreierisch in Großbuchstaben.

@realDonaldTrump – FAKE NEWS – A TOTAL POLITICAL WITCH HUNT

Die Tweets richten sich an die ganze Welt.Via Twitter verkündigt der neue Präsident, dass die USA die nukleare Aufrüstung forcieren werden.

@realDonaldTrump – The United States must greatly expand its nuclear capability until the world comes to its senses regarding nukes

Trump lobt Putin für seine Zurückhaltung im Streit um die gestohlenen Emails des Clinton-Lagers.

@realDonaldTrump – Great move on delay (by V.Putin) – I always knew he was smart.

Dem Hass auf die unterlegene Konkurrentin lässt er freien Lauf.

@realDonaldTrump – Hillary Clinton…should never have been allowed to run – guilty as hell

Für Multis, die Produktionsstätten nach Amerika verlegen, gibt es dickes Lob.

@realDonaldTrump – Ford said it will expand in Michigan instaed of building a BILLION dollar plant in Mexico. Thank you Ford&Fiat!

140 Zeichen sind auf Twitter erlaubt. Für Empörung oder Drohungen ist das  ideal. In der komplizierten Entscheidungsfindung einer Weltmacht sind die Gags im Telegrammstil Neuland.

Von unkontrollierten Wutanfällen  Richard Nixons  hat die Öffentlichkeit erst bei der Veröffentlichung von Mitschnitten im Oval Office erfahren. Der Egomane Trump liefert die Beweise seines emotionalen Zustandes  täglich im Internet.

Einzigartig ist der offene Krieg, den Trump auf Twitter  gegen den CIA führt, weil die Geheimdienste die Informationen über russische Schützenhilfe für den Republikaner ernst nehmen.

@realDonaldTrump – Intelligence agencies should never have allowed this fake news to „leak“.Are we living in Nazi Germany?

Anlass für den Aufschrei sind die Vorgänge um ein Geheimdienstdossier, das die Londoner Firma  eines ehemaligen britischen Geheimdienstmitarbeiters über die russischen Kontakte des Trump-Lagers zusammengestellt hat. Auftraggeber waren politische Gegner aus der Wahlkampfzeit. Der Bericht gleicht einem Thriller. Perverser Höhepunkt ist eine Szene im Moskauer Ritz Carlton Hotel, in dem Trump Prostituierte bestellt haben soll, um im Bett einer Luxussuite zu urinieren, in der einmal  Barack Obama  abgestiegen war. Golden Shower heißt das merkwürdige Sexspiel, das der russische Geheimdienst mitgefilmt haben soll, um Trump später zu erpressen.

Beweise für die grellen Behauptungen  gibt es naturgemäß keine. Unterstellungen sind in amerikanischen Wahlkämpfen normal. Aber kurioserweise überschlagen sich die Spitzen der US-Geheimdienste darin, dem britischen Autor, Ex-Spion Christopher Steele, höchste Professionalität zu bescheinigen. Die inkriminierenden 35 Seiten landeten beim republikanischen Senator John McCain, der sie persönlich FBI-Chef James Comey aushändigte. Die US-Geheimdienste informierten die oberste politische Führung des Landes.

Die Affaire wurde erst Wochen nach der Wahl bekannt, als die Internetseite BuzzFeed den gesamten Text ins Netz stellte. Auf CNN berichtete Watergate-Koaufdecker Carl Bernstein. Trump tobte auf Twitter.

@realDonaldTrump – CNN is in a total meltdown with their FAKE NEWS because their rating are tanking

FBI-Direktor James Cowney hat das Trump-Dossier zurückgehalten, dafür aber knapp vor dem Wahltermin eine neue Untersuchung gegen die privaten E-Mails von Hillary Clinton bekannt gegeben. Die FBI-Ermittlung ging ins Leere, kostete den Demokraten aber entscheidende Stimmen in  wichtigen Bundesstaaten  und damit die Wahl. Das Justizministerium ermittelt jetzt gegen Cowney.

Die Vielzahl der einander überschneidenden  Verschwörungen rund um einen Präsidentenwechsel ist beispiellos. Aber die rechtsrechte Umpolung Amerikas von Obama zu Trump läuft.

Vor dem Kongress haben sich mehrere Minister von  Wahlkampfaussagen distanziert.  Pentagonchef in spe James Mattis sieht anders als sein Chef Russland als Hauptgefahr. Der Heimatschutzminister John Kelly kann sich ein Einreiseverbot für Moslems,  das zu Trumps Wahlkampfschlagern zählte, nicht vorstellen. Der designierte Außenminister Lex Tillerson musste nach einer kaum verhüllten Kriegsdrohung gegen China zugeben, dass er  mit dem gewählten Präsidenten über Außenpolitik nie ernsthaft gesprochen hat.   Die Wandlung der Trump-Regierung  zu einer normalen rechtskonservativen Administration ist nicht in Sicht.