Karin Kneissl: eine der wenigen rechten Intellektuellen im Lande

Karin Kneissl ins Außenamt zu schicken ist ein kluger Schachzug für Heinz Christian Strache. Die Parteiunabhängige hat sich in den letzten Jahren zu einer der wenigen rechten Intellektuellen des Landes entwickelt. Ihre Artikel finden sich in den unterschiedlichsten Publikationen. Auch Seite and Seite mit publizistischen Rechtsaußenvertretern, für die Qualitätsmedien „Lügenpresse“ sind und die den Tod der Europäische Union propagieren. Im EU-Rat Auswärtige Angelegenheiten in Brüssel wird sie sich jetzt beweisen müssen.
In diplomatischen Kreisen ist Kneissl mit scharfen Tönen gegen die Türkei aufgefallen. Für Jean-Claude Juncker und Angela Merkel hagelte es publizistische Schelte von rechts. Pointiert, aber nicht ungewöhnlich im europäischen Blätterwald.
Proteste bei internationalen Auftritten gegen Karin Kneissl wird es keine geben. An den Treueschwur der FPÖ zur russischen Partei Putins ist sie nicht gebunden. Was genau der Nahostexpertin, die durch Auftritte im ORF nach 9/11 bekannt wurde, an der völkischen Weltsicht der Freiheitlichen gefällt, muss sie noch erklären. Ihr häufig zitierter Satz über den Überschuss junger Männer mit überschüssigem Testosteron in der Flüchtlingskrise stellt allerdings biologische Faktoren ins Zentrum, während in Wirklichkeit Kriege und Armut entscheidend sind.
Mit einer ganz eigenen Phalanx von Männern wird die polyglotte Publizistin jetzt zu tun haben: den ÖVP-nahe Diplomaten, die im Außenministerium das Sagen haben. Die Diplomaten vergleicht sie im TV ironisch mit der Mafia, weil sie eine verschworene Gemeinschaft sind. Die Begrüßung am Minoritenplatz vergangenen Montag war trotzdem freundlich. Die geopolitischen Streitfragen von Jerusalem bis zum Südchinesischen Meer kennt die Ressortchefin im kleinen ff. Bei der letzten Publikation, veröffentlich im Verlag des verblichenen Team Stronach, beschreibt sie kundig die Rohstoffnöte Chinas.
Karin Kneissl ist die bunteste Ministerin des Kabinetts. Wie gut sie mit den Burschenschaftlern der FPÖ harmoniert, wird sich weisen. Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Aussagen der neuen österreichischen Chefdiplomatin zahlt sich aus. Das unterscheidet sie deutlich von zahlreichen Ministerkollegen.

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